Grundsätze
Meisters.
des
Schule.
der
Versuche
Monumentale
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sinnreizend mit monumentaler Auffassung nicht vereinbar schien und
desshalb vernachlässigt wardt). Für-ihn war die Kunst eine Sprache
nicht Musik, und was die letztere betrifft, so ist es bezeichnend für
das Verhältniss der beiden grossen Zeitgenossen Ingres und Corne-
lius, dass der erstere, welcher der technischen Durchführung, dem
Walen, eine so grosse Aufmerksamkeit schenkte, Beethoven begeistert
verehrte, Während sich der letztere mit Männergesang begnügte.
Die heroische Grossartigkeit des Meisters war nun allerdings
weder abzusehen noch zu lernen; doch der Ernst der Auffassung,
die schlichte Kraft und Wahrheit der Darstellung ging auf alle in
auffallender Gleichartigkeit über. Ph. Foltz, einer seiner bedeutendsten
Schiller, bekannte dem Verfasser, dass er die Hand der Einzelnen
unter den Werken des damaligen Corneliuskreises nicht zu unter-
scheiden vermöge; sie hätten alle gleich, cornelianisch gearbeitet.
Es war eben wieder Schule im straminsten Sinne des Wortes und
in der früheren Zeit wenigstens die Abhängigkeit ihrer Angehörigen
von dem Meister unbedingt. Um so leichter war es bei (zyklischen
Werken über die Kräfte zu disponiren, wozu sich denn auch, nach-
dem die Schule nur einige Winter bestanden hatte, mehrfache Ge-
legenheit darbot.
Mit der Ausmalung der Bonner Aula, eines wüsten, aller archi-
tektonischen Gliederung baren Raumes in dem einstigen chur-cölni-
schen Schlosse, der jetzigen Universität, ward auf Anregung der
Regierung der Anfang gemacht. Es sollten die vier Fakultäten in
allegorischen Darstellungen, umringt von den Hauptvertretern der-
selben, nach Art der raphaelischen Gemälde in der Stanza della
segnatura ausgeführt werden. Der Meister konnte wie ein General
über die ausführenden Hände verfügen und ernannte förmlich Her-
mann, Götzenberger und Förster für diese Arbeit. In der That ist
Irlcrmanns wTheologiec von den von Götzenberger gemalten übrigen
Fakultäten nach Auffassung und Technik kaum zu unterscheiden,
Das oft gerügte "Malen" des Meisters war überhaupt weniger Schwäche
als bewusste und gewollte Eigenart. Bezeichnend für seine Abneigung gegen
Malerei im Sinne der Neueren mit Berücksichtigung von Beleuchtungseffekten
u, dergl. ist die Aeusserung, welche er bei einem Besuche in RiedeFs Atelier in
Rom machte, als dieser den Meister um ein Urtheil über eines seiner sonnenbeschie-
nenen Mädchen bat: „Sie haben vollkommen das erreicht, was ich mein Leben
lang mit größter Anstrengung Vermleden habe" Förster II, S. 12a.