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HI. Buch. I. Cap. Corneliusf Di
isseldorfer Direktorat und Kronprinz Ludwig.
für überflüssigt"). Die Gattungsmalerei sei seine Art von Moos oder
F lechtengeivächs am grossen Stamme der Ktmstx Kein Fachwerk!
rief er dann aus, die Kunst duldet keine Trennung, sie ist ein Ganzes.
und kann nicht stückweise erfasst werden. Die Genremaler und
andere nannte er die Fächler, denen die Kunst nicht in ihrer Allheit
und Einheit erscheint, sondern die sich ein Fach auslesen und dafür
allein arbeiten; sie seien immer ein Zeichen des Verfalls der Kunst,
Der Künstler solle zwar seine Freude an dem ihn umgebenden Leben
haben, er solle daran lernen und studiren, aber es dann in Fleisch
und Blut. verwandeln und zu brauchen Wissen; nicht Knecht, son-
dern Herr und Besitzer des Zufalls sein. Das Leben habe nicht
nur materielle Wahrheit, es habe auch Poesie. Die Poesie des
Lebens müsse ergriffen werden. Was dann die künstlerische Aus-
drucksweise betrifft, so lehrte er eine charakteristische, energische
und selbst bis zur Härte kräftige Sprache, wobei er Gelegenheit
hatte an den Glyptothekcartons zu zeigen, wie er selbst das Hünen-
und Reckenhafte seines Faust- und Nibelungencyclus zum Heroischen
zu verklären vermochte. Es war freilich kein Heroenthum im Sinne
der spätgriechischen und römischen Kunst, wie es aus der durch
tmsere Museen vermittelten plastischen Anschauung in unsere Vor-
stellung übergegangen, sondern so wie es seine eigene künstlerische
Phantasie sich unmittelbar aus den Dichtern gestaltet hatte und
daher bei einiger Rücksichtslosigkeit in der Linienführung und Form-
gebung kräftig und gesund und frei von aller conventionellen Ab-
schwächung. Eleganz und Weichlichkeit war dem Künstler in gleicher
Weise verhasst, das Weibliche daher zurücktretend und nicht selten
misslungen. Das letztere besonders da, wo das Reizende, Anmuthige
und behagliches Dasein darzustellen war, während der Künstler wohl
im Stande war, wenn es galt einen kräftigen Charakter mit gross-
artiger Geberde auch in Frauengestalten zu geben, Unübertroffenes,
vielleicht Unübertreffliches zu leisten. Auch die Farbe war für ihn
von hoher Bedeutung insoferne, als sie die Charakteristik unterstützte,
mithin vorzugsweise die Lokalfarbe, während das Malen im engeren
Sinne mit Rücksicht auf harmonisches Ensemble, Lichtwirkung,
concentrirte Effekte, Stimmung und Illusion ihm als vorzugsweise
L
Brief des Cornelius
bei Förster a. a. O. S. 367.
an
König Ludwig
Dezember
VOlTl
1825,
abgedruckt