auch von den Einflüssen des Raphaeliten Primaticcio und B. Cellinfs
ausgehend, eine Reihe französischer Künstler von J. Goujon bis
B. Prieur an ihrem kunstliebenden Königshofe zu ruhiger, gehal-
tener und feiner Durchbildung entwickelt, wenn auch ihre zum
michelangelesken Styl gegensätzliche Kunst der Feinheit des französi-
schen Hoftones entsprechend in graziler Eleganz manchmal zu weit
ging. Am gehaltvollsten entfaltete sich in Frankreich in dieser Zeit
die Porträthildnerei, deren Vortrefflichkeit selbst den übrigen Verfall
der Plastik bis zum Ende des 17. Jahrhunderts herab überdauerte.
Mit dem Auftreten Berninfs und der Vorliebe Ludwig XIV. für diesen
hatte sich jedoch der von der französischen Plastik vorher einge-
schlagene Weg verändert und diese irrte nun ebenso wie die ita-
lienische durch das wüste Gestrüpp phantastischer Styllosigkeit. Erst
mit dem Ende des 17. Jahrhunderts schien sich der französische.
Meissel, des leidenschaftlich aufbrausenden Berninismus müde, wieder
der früheren Eigenart zu besinnen. Wie aber damals die Glanz-
periode Frankreichs mit dem Verlust ihrer weltgeschichtlichen Grösse
für längere Zeit sich ihrem Ende zuneigte, so War auch die verlorne
Grösse in der Kunst, selbst in der Porträtbildnerei nicht wieder her-
zustellen und man musste sich mit der Wiederaufnahme der nun
freilich würdelos gewordenen Eleganz laegnügen. Ihr lag nun freilich
kein gesundes Schönheitsgefühl mehr zu Grunde, sondern mehr die
vom 'I'anzmeister angelernte, kokette Grazie, unwahr gespreizt, voll
von Speichelleckerei und üppigem Verderbniss. Girardon und dessen
Schüler Fremin, deren Wirken schon in's 18. Jahrhundert hinüber-
ragt, sind die Hauptträger dieser Phase, höchst bemerkenswerth
durch den Umstand, dass ihr Styl nicht erobernd, sondern ansteckend
in die beiderseits angränzenden Länder und noch darüber hinaus
sich ergossl
Dass in den farbenfreudigen Niederlanden bei der eminenten
Entfaltung der Malerei für die Plastik weniger abfiel als in Frank-
reich, dessen Malerei selbst von Poussin bis Mignard ein nicht un-
bedeutendes plastisches Element enthält, ist selbstverständlich. Doch
fehlt es, abgesehen von dem schon erwähnten, Italien ganz zuge-
fallenen J. de Douay, auch sonst nicht an hervorragenden Bildnern,
worunter namentlich Duquesnoy und Qüeninus im 17- Jahrhundert
hervorragen. Ohne sich an französischen Einfluss anzulehnen, gehen
diese, der italienischen Schule entwachsen, ihre eigene Bahn und