nöthig aber ist, dass sich Spanien den neuen Anschauungen gegen-
über still verhielt, wie es sich auch wohl noch lange Jahre nicht
Zu reger künstlerischer Thätigkeit wirdaufraffen können, selbst wenn
es ihm bald vergönnt sein sollte, ein Ende seiner blutigen Wirren
zu finden. Das östliche Europa aber fing bereits an, von der freilich
oft despotischen Mühe, welche sich die Czaaren mit der Givilisation
ihres zurückgebliebenen Volkes gegeben, Früchte zu zeigen. Für
romantische Anschauungen fehlte übrigens den Rus sen die geschicht-
liche Grundlage, und der Versuch, ihren abgelebten Byzantinismus,
welcher in der religiösen Malerei durch die classicistische Schulung
auf der Petersburger Akademie keineswegs beseitigt worden war,
durch das Aufpfropfen präraphaelitischer Reiser wieder zu verjüngen
und neu zu beleben, fallt erst in etwas spätere Zeit. Das bedeutende
realistische und coloristische Talent der östlichen Völker, von welchem
neuestens die Polen so bewundernswerthe Proben ablegen, drängte
aber vom Classicismus sofort zur entschiedenen Cultur der Farbe
und der Realität, als deren Bahnbrecher der mit Recht gefeierte
C. Brülow 1799-1852 zu nennen ist. Obwohl nun die Stoffe dieses
nach der Antike und dann im Studium Raphaels herangebildeten
Künstlers, wie ader letzte Tag von Pompejic, slnes de Castroc u. A.
nicht ohne romantische Färbung sind, so stellt sich Brülow doch
mehr als ein russischer Biefve denn als eigentlicher Romantiker dar.
Dasselbe gilt von einem seiner hervorragenderen Schüler, Moller,
geb. 1812, trotz seiner Hinneigung zu religiösen Darstellungen. Die
Plastik aber lag im Osten seit Falconetls Hingang ganz darnieder
oder vegetirte in classicistischem Scheinleben, in luxuriösem Stempel-
schnitt u. s. w. fort. Wenn man aber das, was in Architektur
geleistet wurde, einen Aufschwung nennen kann, so beruhte dieser
nicht auf romantischer Grundlage, indem man sich etwa bestrebte
die alte byzantinische und moscowitische Tradition systematisch neu
zu beleben und etwa mit den übrigen mittelalterlichen Stylen Europafs
in organischen Zusammenhang zu bringen, sondern in der sofortigen
Heranziehung der Renaissance, welche sich zu der Allianz mit dem
alt einheimischen Style bequemen musste. 'Noch weniger Eigen-
artigkeit konnte sich entfalten, wenn man geradezu auf die italienische
Hochrenaissance zurückging, ohne die eigene Ueberlieferung weiter
zu berücksichtigen, wie diess in der Kathedralkirche zu Petersburg
geschah, deren Architekt, der Russe Waronclaiaz, seine Aufgabe rein