Leonore begonnen, fand er namentlich in einer Reihe von Gretchen-
bildern nach Goethe's Faust ein ihm besonders zusagendes Gebiet.
Der Unterschied zwischen diesen und den Compositionen des Cor-
nelius könnte indess grösser kaum gedacht werden, was jedoch
nicht bloss in der Weiblichen Auffassung Scheffefs der heroisch
männlichen des Gornelius gegenüber, sondern auch in den diametral
entgegengesetzten Darstellungsmitteln seinen Grund hat. In den
letztern ist freilich der Franzose entschieden voraus, wie zumeist
auch in der Wiedergabe der Stimmung und namentlich hochgradiger
Leidenschaft, in der des Charakters jedoch selten. Scheffefs Mignon
oder Eberhard der Greiner an der Leiche seines Sohnes trifft daher
den Grundzug des dichterischen Vorbildes so wenig, wie selbst die
Gruppe der Francesca da Rimini mit Paolo oder Dante's mit Beatrice.
Dass sich jedoch das passive Pathos Scheffefs besonders für
religiöse Malerei eigne, musste ihm nicht blos selbst einleuchten,
sondern wurde ihm auch durch die Umstände nahegelegt. Nachdem
er sich nach dieser Seite hin schon 1837 in Seinem vCIIFiSiIIS C011-
solatora bewährt, liess er, namentlich seit er sich von der Welt fast
gänzlich zurückgezogen, fast nur mehr religiöse Arbeiten aus seinem
Atelier hervorgehen, die sich zumeist grosser Anerkennung und
massenhafter reproductiver Verbreitung zu erfreuen hatten.
Im Gebiete der Landschaft hatte Frankreich in der Periode des
Glassicismus nicht über so tüchtige Kräfte zu gebieten gehabt wie
Deutschland in J. Koch, Reinhart u. A. Die Schule eines H. Va-
lencieiznes (1750 -1819) beruhte auf rein akademischer Paraphra-
sirung Poussilfs, dessen Weise natürlich dadurch völlig ertödtet
wurde, dass man sich bemühte, sie möglichst classisch nach der
antiken Idylle aufzuputzen. Indem man die vermeintlich unent-
behrlichen Bestandtheile einer classischen Landschaft, conventionelle
schön contourirte und mit regelrechtem Laubwerk ausgestattete
Baumgruppen, eine korinthische Halle oder Ruine, Felsen, Quellen.
Flüsse und sanftlinige Höhenzüge als Abschluss unter den stabilen
Wolkenbildungen wie Coulissen und Hintergründe hin und herschob,
wurden immer wieder neue Gompositionen erzielt; allein bei aller
Bemühung nach Abwechslung immer in ermüdender Eintönigkeit.
Unverhältnissmässig lange, bis in die zwanziger Jahre, ertrug oder
vielmehr ignorirte die Heimat Claude-s und der Poussin dieses Mach-
Werk, wenn auch vereinzelt romantische Anschauungen durch das