keineswegs wie bei den Classicisten als eine selbstverleugnende
Uebersetzung antiker Reliefbildung in Malerei, sondern durchdrungen
von bewundernswerther Selbständigkeit und Originalität in Auf-
fassung, Composition und Bewegung. Davon geben hauptsächlich
die zwanzig Gemälde aus dem alten und neuen Testamente im
Schiff von S. Germain-des-Pres Zeugniss. Grundverschieden von
der Tradition der Schule des Masaccio wie der van Eyck's, schafft
er gewöhnlich neue Typen von einfach grosser Wahrheit, freilich
durch Verschmähen aller Füllfiguren und alles müssigen conventio-
nellen Beiwerks manchmal bis zur räumlichen Leere streng.
Kann man, wie oben erwähnt, Flandrin in gewissem Sinne und
zwar zu seinem Vortheile Overbeck gegenüber stellen, so fehlte es
in Frankreich auch nicht an religiösen Meistern, die man an Over-
beck anreihen könnte. Es sind V. Orsel, A. Pärin und A. Roger,
sämmtlich Schüler von david'schen Epigonen. Bei Orsel ist sogar
von direktem Einfluss der deutschen Nazarener zu sprechen, welchen
er dann seinen befreundeten Genossen vermittelte. Nur die etwas
engherzige Abwehr der Antike nahm wenigstens Orsel von Over-
beck nicht mit in den Kauf, wie sich denn die Cultur dieser über-
haupt so in die ideale und religiöse Kunst Frankreichs hereinzogy
dass die letztere nicht in dem vollen Sinne wie die der deutschen
Nazarener in das Gebiet der Romantik gezählt werden kann. Die
Chapelle de la Vierge in Notre-dame de Lorette, der Hauptschau-
platz der auch durch ihre Sorgfalt an Overbeck erinnernden Meister,
in welcher Orsel sechszehn Jahre bis an seinen Tod malte, und doch
seinen Antheil (die lauretanische Litanei) noch unvollendet zurück-
liess, giebt davon eine Probe, nicht allzuerfreulich durch den in
derselben gelieferten Beweis, dass die Absicht Orsel's vdie griechische
Kunst zu taufenc in harmonischer Weise zu erreichen wenigstens
für unser Zeitalter eine Unmöglichkeit ist.
Der exclusiv präraphaelitischen Richtung aber, wie sie nament-
lich Perin und Roger in einer fast bis zur Harte zunehmenden
Schärfe verfolgten, schlossen sich noch zwei Schüler von Ingres an,
E. Amaury-Duval, welcher selbst die Schwächen der altitalienischen
Kunst, besonders eines Fiesole, annahm und L. Mottez, welcher
diesen an romantischer Alterthümlichkeit noch zu überbieten strebte
und sich geradezu an Giotto anlehnte. Damit war auch der Archais-
mus bis zum Anfang zurückgeschraubt, die religiöse Kunstrichtung