Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Künstler innerlich erfasst, dass sie, wenn auch fühlbar, doch nicht 
den Eindruck von entlehntem und unharmonischem Stückwerk 
machen, wozu bei weniger Meisterschaft und Beherrschung des 
Studiums die Gefahr so nahe lag. Von ähnlicher Vollendung sollen 
auch die in gleich langen Zeiträumen ausgeführten übrigen religiösen 
Werke des Meisters sein, eine die Hostie anbetende Madonna 
(1841Yk) und der zwölfjährige Jesus im Tempel, den er in hohem 
Greisenalter in ungeschwächter künstlerischer Kraft schuf (vollen- 
det  
_Wie sein Zeit- und Ruhmesgenosse Cornelitis das religiöse Ge- 
biet nicht als sein ausschliessendes Feld, sondern lediglich als einen 
hervorragenden Zweig seiner monumentalen Thätigkeit betrachtend, 
liess er diese Werke mit anderen wechseln, welche, was ihm schon 
durch seine künstlerischen Ziele nahe gelegt wurde, vorzugsweise der 
Antike entnommen waren. Darunter sind besonders sein sTll Marcellus 
erisq , xStFEItOIIlKG, ihren von Liebe zu ihr entbrannten Stiefsohn 
Antiochus besuchendrüwk) und die xApOihOOSQ HOIIIGFSK 1-) hervor- 
zuheben. Lässt sich nun an diesen iigurenreicheren Compositionen 
nicht finden, dass das dramatische oder lyrische Moment ebenso 
gelungen sei, wie die reine Formschönheit, so darf man behaupten, 
dass die lediglich um der letzteren willen entstandenen Einzelfiguren, 
wie seine sVenus anadyomenea und-seine xQuellenymphec 11-) seiner 
Kunst und Richtung entsprechender waren. . 
Da von einer Romantik "im Sinne der Klosterbrüder von S. 
Isidoro bei Ingres durchaus keine Rede sein konnte, waren auch 
seine Schüler derselben nicht von vornherein zugeführt worden. 
Allein der Gegensatz gegen den in Frankreich gleichzeitig auftreten- 
den Realismus, der gewissenhafte Ernst der Formgebung, die strenge 
Sorgfalt der Ausführung u. s. w. bildeten Anknüpfungspunkte genug, 
von welchen aus eine Annäherung an die Overbeck'sche Richtung 
möglich war, sobald die entschieden religiöse Tendenz die Brücke 
schlug. Es ist desshalb auch der grösste Schüler Ingres', H. Flandrioz, 
geb. 1809 zu Lyon, 1' 1864, mit etwas mehr Recht, als Ingres mit" 
4') Im Besitze des Kaisers von Russland. 
 Durch Testament des Meisters nach Montauban 
 Beide von Pradier gestochen. 
1') Im Luxembourg. Nr. 135.  
TT) Ebenda Nr. 137 und 138. 
gelangt.
	        
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