schmack an der vorreibrmatorischen Kunst, welche fast ausschliessend
im Dienste der Religion gestanden war. S0 sicher man sich aber
in dem Punkte fühlte, dass sich die ununterbrochene Tradition aus-
gelebt habe, und so evident es anderseits erschien, dass die Rück-
kehr zur Antike, wie sie die davicPsche Schule gepflegt, der Kunst
kein neues Leben einzuhauchen vermochte, so glaubte man ClOCh
nicht in der Weise der deutschen Nazarener die Mittel zur Wieder-
belebung derselben in einer sich selbst verleugnenden Rückkehr zu
den Anschauungen des Mittelalters zu finden. Am wenigsten zu-
nächst in einer Wiederaufnahme der Formgebung der alten Schulen,
zu welcher in der That nur ein spezieller Ziveig der französischen
Romantiker abirrungsweise zurückgriff. Und so begann die roman-
tische Kunst Frankreichs abweichend von der deutschen nicht mit
einer Rückkehr zu vergangenen Zeiten, sondern mit einer Einkehr
in dieselben, nicht mit einer Todtenerweckung der vorreformatori-
schen Kunst unter Verzicht auf individuelle wie allgemein zeitge-
mässe Darstellungsmittel, sondern theils in mehr gegenständlicher
Weise durch die Wahl von geschichtlichen wie halbgeschichtlichen
Stoffen mit möglichst treuer Wiedergabe der realen Erscheinung in
Architektur, Costüm, Geräthe und sonstigem Beiwerk, theils in der
Neubelebung der religiösen Malerei in der selbständigen Würde der
Cinquecentisten, welche durch die hundertjährige classicistische Be-
handlung seit Poussin in heidnischer Verweltlichtmg erstickt war.
Vorbereitungen hiezu waren schon in der vorausgehenden Periode
und in dem gegnerischen Lager der Revolution gemacht worden.
Analog jenen Sammlungen, Welche in Deutschland anlässlich der
Massensäcularisation vorzugsweise Private angelegt hatten, waren
schon während der Schreckenszeit die Reste vornehmlich der Kunst-
industrie aus den aufgehobenen oder zerstörten Kirchen und Klöstern
in einem besonderen Museum, Musee des monuments francais in
den Klosterräumen der Petits Augustins, dem Vorläufer des Musee
Cluny zu Paris autgehäuft worden. Schon damals studirten classi-
cistische Jünger David's diese Reste, und der leicht beziehbare Vor-
rath von Beiwerk für Historien- wie Genrebilder regte von selbst
an, den Schauplatz, wie es auch Gros in seinem S. Denisbilde ver-
sucht hatte, statt aus dem Alterthum oder der Gegenwart, aus der
mittleren Zeit zu wählen. An das Geräthstudium reihte sich das
Interesse für die Lokalität und so ergab sich gleichsam von selbst