Sechstes
Capitel.
Die
Romantik in der Kunst Frankreichs und
europäischen Culturländer.
der
übrigen
Wie die Regungen des neuen Geistes nach dem Verblühen
der classicistischen Richtung in Frankreich vielfach abweichend
Waren von jenen in Deutschland, so entwickelte sich auch die
Malerei jenseits des Rhein in mehr als einer Hinsicht anders, als
diess bei den deutschen Genossen, die sich in Rom zusammen-
gefunden, wie bei deren Nachfolgern diesseits der Alpen geschildert
worden ist. Die Grundlage zwar erscheint ähnlich: auch hier drängte
die Sättigung an dem immer schaler gewordenen Formalismus der
classicistischen Weise, noch verhasster durch den Umstand, dass er
das Gewand war, in welches sich die Revolution wie die Despotie
gehüllt hatte, zu neuem künstlerischen Ausdruck. Indem man für
den über Bord geworfenen Ballast nach Ersatz suchte, ohne doch
Zur entschiedenen Einkehr bei sich selbst die Kraft und auch durch
die Zeit selbst die Anregung zu fühlen, schien kaum anderes übrig
zu bleiben, als das Zurückgreifen zu den damals in saturnischer
Verklärung erscheinenden wguten alten Zeitena , welches iiberdiess
durch die reactionäre 'l'endenz von oben gehegt und von der nach
langen Stürmen Ruhe heischenden Bevölkerung willig hingenommen
wurde. Auch hatten Aufklärung und Heidenthum wieder positivem
und christlichem Glauben oder wenigstens gläubigem und religiösem
Gebahren Platz gemacht und man gewann daher neuerdings Ge-