Apostels der gothischen Architektur war desshalb mit dem grossen
N achtheile verbunden, dass sich daran jenes Aufputzsystem beliebiger
Bauten und Räume mit gothischem Zierrath, das uns jetzt an den
Arbeiten dieser Zeit so unerträglich scheint, gross zog, und zwar in
so wuchernder Weise, dass sich bald fast in jedem Hause wenigstens
eine Gesellschaits- oder Arbeitsstube mit gothischem Getäfel, Fenster-
werk und Meublement fand. Heideloff hatte hiezu mit der Einrich-
tung des 5011108565 in Cßburg 1816 den Anstoss gegeben. Nach
Nürnberg übergesiedelt und daselbst zum Lehrer der Architektur
ernannt, fand er zwar in der mittelalterlichen Reichsstadt Gelegen-
heit genug, sich aus dem vorherigen Dilettantismus zum gediegeneren
Kenner aufzuschwingen, besonders dadie ihm übertragene Restau-
ration sämmtlicher gothischen Kirchen daselbst wie seine Stellung
als Lehrer zu näherem Eingehen zwangen; allein seine folgenden
Neubauten, die Kirchen zu Oschatz in Sachsen und zu Sonneberg
in Thüringen, die katholische Kirche zu Leipzig und die Burg zu
Lichtenstein in Württemberg verrathen trotzdem noch seine ungründ-
liehen Anfänge. Da selten das Ornamentale aus dem Constructiven
herausgewachsen erscheint, so sind sie Str-auchwerk ohne Wurzel, das
desshalb auch keinen frischen und gesunden Eindruck machen kann.
War Schwaben und Nürnberg vorzugsweise zur Wiederbelebung
der Gothik freilich zunächst mehr eine Wiederbelebung wie sie
der Physiker an gewissen todten Körpern vornimmt der geeignete
Ort, so mussten die Rheinlande, von Worms bis Cöln, so reich an
den mannigfachsten älteren Werken, die Aufmerksamkeit auch auf
den romanischen Styl lenken. Hier war es K. B. J. v. Lasaulx aus
Goblenz, geb. 1781, T daselbst 1841, welcher mit Restaurationen
wie an der Florinuskirche zu Coblenz beginnend vorwiegend in
romanischem Style erfolgreich sich bethätigte, und in diesem die
Dreifaltigkeitskirche zu Weissenthum bei Coblenz, die Kirchen zu
Güls, Capellen, Coben u. A. erbaute und dann zu Rheineck und
an mehren Burgen des Rhein auch dem Profanbau seine Aufmerk-
samkeit zuwandte. Wie neu die Sache und wie missachtet besonders
die Bauweise des früheren Mittelalters war, erhellt aus dem Umstande,
dass der Berichterstatter über seine Werke i") noch nicht einmal
einen Namen für den romanischen Styl zur Verfügung hat.
Kunst
)latl
1832.