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Buch.
Weiterer
Romantik
der deutschen
Verlauf
Der Plastik konnte die Romantik schon prinzipiell nicht förder-
lich sein, weil diese Kunst der reinen Form mehr als die Malerei
auf formalen Anschluss an die als Ideale vorschwebenden Vorbilder
mithin auf Imitation gewiesen war. Ja es wurde sogar da, wo man-
romantischer Sculpturen hauptsächlich benöthigt war, nemlich an den
im gothischen oder romanischen Style hergestellten Neubauten wie
Restaurationen von den Bestellern darauf gesehen, dass die gelieferten
Werke möglichst wstylgetreua sich den wächtem an die Seite setzten.
Dass dadurch der Mittelmässigkeit und dem handwerksmässigen
Betriebe Thür und Thor geöffnet wurde, ist um so selbstverständ-
licher, als die Wahre Kunst den bald massenhaft fluthenden Auf-
trägen nicht mehr gerecht zu werden vermocht hätte. Ueberdiess
bedient sich bekanntlich die Gothik der Plastik in so verschwenderisch
decorativer Weise, dass die Einzelbetrachtung wegen Massenhaftig-
keit und Aufstellungslokalitäten ohnehin ausgeschlossen ist. Wenn
daher die Romantik auch tausend Meissel in Bewegung setzte, so
beschäftigte sie doch nur wenige Künstler; denn wenige hatten
Gelegenheit und noch wenigeren ist es gelungen, ihre Aufgaben zwar
im Geiste der Romantik aber mit den vollen Kunstmitteln und in
der originalen Weise wie sie von wirklich künstlerischem Schaffen
unzertrennlich ist durchzuführen.
Im Gebiete der Plastik überwiegt, da vorzugsweise die Kirche
oder private Frömmigkeit die Aufgaben stellte, die religiöse Romantik
die Ritten, Sagen- "und Märchenromantik bei weitem. Einzelne
Meister haben sogar profane Aufträge häufig geradezu von sich
gewiesen und das religiöse Fach mit derselben Ausschliesslichkeit
cultivirt, wie Overbeck unter den Malern. Als Prototyp der religiösen
Bildner kann Konrad Eberhard, geb. zu Hindelang bei Sonthofen
1768, 1- zu München 1859, bezeichnet werden. Aus einer Bild-
schnitzerfamilie des Alpenlandes stammend, wo bekanntlich die mittel-
alterlichen Anschauungen in dem frommgläubigen Sinne der Bewohner
niemals erloschen sind, war er durch Vermittlung; des Churfürsten
von Trier und Bischofs von Augsburg, Clemens Wenzeslaus, der ihn
bei ähnlichem Anlasse, wie er bei Jos. Koch erwähnt worden ist,
kennen gelernt, 1796 an die Münchener Akademie und in die Schule
des Hofbildhauers R. Boos gelangt. Hier hatte er zwar in die
classicistische Weise einlenken müssen und nach einem Jahrzehnt
als Stipendiat in Rom in diesem Gebiete recht 'l'ücl1tiges geleistet,