gewandt, um dort in die Lehre zu gehen, wie es nach dem Er-
löschen der Eyck'schen Schule auch die Niederländer gethan. Doch
nicht nur vorübergehend wie jene, Welchen bald die Genialität eines
Rubens eine zweite nationale Kunstblüthe eröffnete. Denn nachdem
man längere Zeit die nachalimenswcrthesten Vorbilder unter den
auch räumlich zunächstliegenden Venetianern und vornehmlich
an Tintoretto gefunden zu haben glaubte, wovon Künstler wie Hans
von Aachen aus Köln, Joh. Rottenhammer und Christoph Schwarz
aus München Zeugniss geben, wandte sich die Vorliebe der Deutschen
unter gänzlicher Vernachlässigung des italienischen Cinquecento mehr
den späteren Eklektikern und endlich den Caravaggisten zu, welch
letztere in ihrer effektvollen Derbheit den nordischen Kunstjüngern
noch am zusagendsten erscheinen mussten. So namentlich die beiden
Loth, Vater und Sohn aus München. Wenn einige, wie Ad. Elz-
heimer aus Frankfurt, auch ihrer Eigenart Rechnung zu tragen
suchten, so fand ein solches höchst anerkennenswerthes Streben bei
den Zeitgenossen keine Würdigung, wie das traurige Ende dieses
hochbegabten Künstlers im Schuldgefängniss zeigt. Das zumeist
seelenloose Virtuosenthum, die technische Handfertigkeit der damali-
gen italienischen Kunst imponirte den leicht zu befriedigenden nörd-
liehen Nachbarn zu sehr, als dass Eigenes, von dem über die Alpen
eingeschleppten Geschmack Abweichendes hätte aufkommen können.
Doch mussten die Grundsätze der Eklektiker darauf führen, das
vorbildsuchende Auge auch auf Ausseritalienisches zu richten, wenn
es einmal an Kraft und Muth gebrach, die eigene Anschauung, falls
eine solche den zumeist beschränkten Talenten überhaupt zu Gebote
Stand, zur Geltung zu bringen. Der Neuaufschwung der niederlän-
dischen Kunst konnte weder ignorirt, noch unterschätzt werden,
wenn auch die Strömung der Kunstivanderung noch immer vorwie-
gend über die Alpen ging. Die Niederländer selbst pflegten auch
mit Rubens noch nicht aufzuhören, Italien zu Studien zu besuchen,
und so ergab sich die Berührung von selbst. Zunächst suchten
deutsche Künstler beide Richtungen zu paaren, "V35 Cpßchelnacllßnfl
zuerst durch den thätigen Joachim v. Sandrart aus Frankfurt ge-
Schah. Hierzu hatte zwar schon sein Lehrer, der Holländer Gerard
Honthorst den Grund gelegt; doch war durch dißSell von seiner ein-
heimischen, ihm durch A. Bloemert vermittelten Kunstanschauung
bei allzu langem Aufenthalt in Italien zuviel preisgegeben und nament-