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Buch.
CHP-
Weiterer
Verlauf
der
deutsch en
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aantik.
hervorgehobenen Hauptmeistern Raphael und M, Angele, rechts-
einzelne Lieblinge mit Deutschen in Zusammenhang gebracht, so
Fiesole und Benozzo Gozzoli mit van Eyck und Memling, A. Dürer
mit Mantegna u. s. w. Das Höchste von Geschraubtheit aber ist
die Mitte, wo sich um den van Eyck' entlehnten Brunnen des Lebens
zwei Kategorien giuppiren und zwar um die höhere Schale, in welcher
sich der Himmel spiegelt, die Idealisten, darunter Holbein der
unteren dagegen zugewandt und die irdischen Spiegelbilder betrachtend,
die Meister der Farbe und sinnlicher Wahrheit. Wagen wir es daher,
das Unternehmen des Meisters als ein verfehltes, seinen Kräften
fremdes zu bezeichnen. Befähigt wie Wenige Künstler seiner Zeit
gewisse Stimmungen der Seele, namentlich die zarten, innigen und
wehmuthvollen der leidenden Unschuld, wie die seligen der Ver-
klärung und Ekstase wiederzugeben, entbehrt er fast gänzlich der
scharfen Charakteristik und der Bezeichnung geistigen Inhalts, und
darum erscheinen auch die meisten Gestalten des berühmten Werkes
fast leblos und leer. Immerhin aber darf es wenigstens in formaler
Beziehung noch als gelungener bezeichnet werden, wie das oben-
genannte für den Cölner Dom bestimmte Gemälde.
Anders verhält es sich mit der herrlichen Schöpfung, die der
Meister auf Bestellung seiner Vaterstadt Lübeck (1837) für die dortige
Marienkirche, in welche schon sein bereits erwähntes Erstlingswerk
gelangt war, lieferte. Frei hinsichtlich der Wahl des Gegenstandes
hatte er xdie Klage um den Leichnam Christic erkoren. Kaum über die
ersten Anfänge hinaus wurde er durch den schweren Schlag betroffen,
seinen hoffnungsvollen Sohn, der bereits in den künstlerischen Bahnen
des Vaters wandelte, zu verlieren. Der Schmerz darüber verlieh
seiner Empfindung noch mehr Tiefe und Kraft und das, wie er selbst
sagte, blllltOf Thränen entstandenes Werk gedieh zu den besten
seiner Gemälde. Das Berechnete und Künstliche oder wenigstens
Geschraubte seiner sonstigen Empfindung ist hier voller Wahrheit
gewichen, welche auch der schönen Schöpfung, wohl der schönsten
der Neuzeit in religiösem Gebiete, einen bleibenden Wertli sichern
wird. In der That fasst, wie A. Hagen bezeichnend sagti"), kein
Maler der Neuzeit das dem alttestamentlichen Geiste entgegengesetzte
weibliche Wesen des Christenthums bei dem das rechte Handeln
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Die deutsche
Kunst in
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Jahrhundert.
Berl.
1857.
141.