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Buch.
Weiterer
Verlauf der
deutschen
Romantik.
S0 z. B. die heilige Familie t), bei welcher Arrangement, Formgebung,
Farbe; ja selbst die Landschaft dem Urbinaten abgelauscht ist, hinter
Welchem freilich die Köpfe, namentlich der Kinder empfindlich zurück-
bleiben. Der einen so engen Anschluss allein ermöglichende Mangel
an eigener Originalität mochte ihm auch selbst nicht verborgen sein,
wenigstens zog er die Zeichnung wohl nicht bloss desshalb der Aus-
führung in Farbe vor, weil jene der Vervielfältigung und damit seinen
propagandistischen Zwecken mehr entgegen kam, sondern weil er
mit aller sclbstquälerischen Mühe, wie sie seine langwierige auf Ver-
treiben und Lasuren basirte Technik mit sich brachte, technisch
über die Resultate eines sorgfältigen Copisten der älteren Meister
nicht hinauszukommen vermochte.
So sind denn auch seine weiteren Gemälde trotz seiner langen
Thätigkcit verhältnissmässig selten und mit wenigen Ausnahmen nicht
seine bedeutendsten Arbeiten. Ueberdiess verrathen z. B. seine
sVermählung der h. Jungfraua") und sein für Frln. Linder gemalter
xTod des h. J osephöff), das der Literatur günstigere wnonum prematu-
in annunm durch das Fehlen frischer Ursprünglichkeit und genialer
Inspiration. Auch seine beiden Hauptwerke unter den Staffeleibildern
ader Bund der Künste mit der Religiona 1') (1840 vollendet) und die
Krönung Mariä-H) entschädigen durch die ersichtliche liebevolle
Hingabe wie durch die fast beispiellose Sorgfalt der Ausführung nicht
für die vermisste Originalität und besonders in dem ersteren
Werke für die Gesuchtheit mystischer Bezüge. Während uns in
dem grossartigen Prototyp aller ähnlichen Darstellungen, der Disputa
Raphaels, die Gestalten des himmlischen wie des irdischen Kreises weit
entfernt von allen gezwungenen oder" particularistisch-confessionellen
Bezügen als Pfeiler des Christenthums selbst in wunderbarer Selbst-
Verständlichkeit gleichsam in leuchtender Lapidarschrift entgegentreten,
erscheint in Overbeck's wBund der Künstea das Ensemble wie das
Einzelne in matter Geschraubtheit, ja selbst theilweise verfehlt. Ist
Neue Pinakothek zu München Nr. 60, gest. v. J. Felsing.
ä") Gal. Raczynski in Berlin N1'. 5, Holzschnitt bei Raczynski. III. S. 335.
Museum zu Basel Nr, 362, gest. v. Steifensand.
T) Im StädePschen Museum, Carton in der Kunsthalle z. Carlsrulme, gest.
v. S. Amsler.
TT) Für den Hochaltar des Domes zu Cöln bestellt, aber in einer Chor-
kapelle der rechten Seite aufgestellt.