Trotz der warmen Empfehlung Niebuhrls hatte die preussische
Regierung noch gezögert, sich seines Besitzes zu versichern, als ein
mächtiger Mäcen in die Mitte der deutschen Künstler trat, nemlich
Kronprinz Ludwig von Bayern, Der hochsinnige Fürst, dem die
Musen und zwar ohne Vermittlung der Eltern, die köstliche Gabe
reiner Liebe zur Kunst gleichsam in die Wiege gelegt, hatte schon
in den Jahren 1304 und 1805 Italien durchreist und, wie es scheint
zunächst angeregt von Canova's Hebe und mit seiner Zeit begeisterter
Classicist, vorerst Antiken zu sammeln begonnen. Sein patriotischer
Sinn konnte jedoch die Einflüsse der herrschenden Romantik nicht
Zurückdrängen, wenn auch diese seinen Classicismus nicht zu ver-
kümmern vermochten, und so hatte er, als er im Januar 1818 zum
zweitenmale nach Italien gelangte, für die Kunst, wie sie unter
Gornelius' Führerschaft seit einem Lustrum in Rom zu blühen begon-
nen, Herz und Sinn offen, wie kein Anderer. Diese Blüthe nach
Deutschland zu verpflanzen, und damit der deutschen Kunst ein
glänzendes Wiederaufleben zu bereiten, war sofort sein Entschluss.
Dazu musste er sich erst des vHauptmanns aus der römischen
Schaara versichern, und dieser schlug mit Freuden ein. Der Prinz
wollte jedoch das ganze Material, dessen er sich zu seinen Plänen
bedienen konnte, kennen, alle Kräfte würdigen, und verkehrte dess-.
halb mit dem ganzen Künstlerkreise auf's Lebhafteste. Alle fühlten,
dass auf seiner Förderung die Zukunft eines grossen Theiles ihrer
Bestrebungen beruhte, und man war sich unbewusst klar, dass man
auf ihn die besten Hoffnungen zu setzen habe. Wie er aber diese
Hoffnungen rechtfertigte wird im dritten Buche zu erörtern sein.
Reber,
Kunstgeschichte.