Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Trotz der warmen Empfehlung Niebuhrls hatte die preussische 
Regierung noch gezögert, sich seines Besitzes zu versichern, als ein 
mächtiger Mäcen in die Mitte der deutschen Künstler trat, nemlich 
Kronprinz Ludwig von Bayern, Der hochsinnige Fürst, dem die 
Musen und zwar ohne Vermittlung der Eltern, die köstliche Gabe 
reiner Liebe zur Kunst gleichsam in die Wiege gelegt, hatte schon 
in den Jahren 1304 und 1805 Italien durchreist und, wie es scheint 
zunächst angeregt von Canova's Hebe und mit seiner Zeit begeisterter 
Classicist, vorerst Antiken zu sammeln begonnen. Sein patriotischer 
Sinn konnte jedoch die Einflüsse der herrschenden Romantik nicht 
Zurückdrängen, wenn auch diese seinen Classicismus nicht zu ver- 
kümmern vermochten, und so hatte er, als er im Januar 1818 zum 
zweitenmale nach Italien gelangte, für die Kunst, wie sie unter 
Gornelius' Führerschaft seit einem Lustrum in Rom zu blühen begon- 
nen, Herz und Sinn offen, wie kein Anderer. Diese Blüthe nach 
Deutschland zu verpflanzen, und damit der deutschen Kunst ein 
glänzendes Wiederaufleben zu bereiten, war sofort sein Entschluss. 
Dazu musste er sich erst des vHauptmanns aus der römischen 
Schaara versichern, und dieser schlug mit Freuden ein. Der Prinz 
wollte jedoch das ganze Material, dessen er sich zu seinen Plänen 
bedienen konnte, kennen, alle Kräfte würdigen, und verkehrte dess-. 
halb mit dem ganzen Künstlerkreise auf's Lebhafteste. Alle fühlten, 
dass auf seiner Förderung die Zukunft eines grossen Theiles ihrer 
Bestrebungen beruhte, und man war sich unbewusst klar, dass man 
auf ihn die besten Hoffnungen zu setzen habe. Wie er aber diese 
Hoffnungen rechtfertigte wird im dritten Buche zu erörtern sein. 
Reber, 
Kunstgeschichte.
	        
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