Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

beck die nach Tasso in einem zweiten Zimmer übernehmen sollte. 
Für den dritten Dichter, Ariost, stand ein passender Künstler im 
Augenblick nicht zur Verfügung. Die Wahl war um so verantwort- 
licher als demselben gerade der grössere Raum, eine Art Empfang- 
saal zwischen dem Dante- und Tassozimmer, zugewiesen werden 
musste, und ausser den Genossen bei Bartholdy konnte den beiden 
Meistern keiner der übrigen genügen. Sie wandten sich daher nach 
Wien und luden Jul. Schnorr, über dessen Leistungsfähigkeit ihnen 
Nachrichten wie Proben das günstigste Urtheil erweckt hatten, ein, 
in ihren Bund einzutreten. Ob in der Einladung von der ihm Zuge- 
dachten Arbeit die Rede war, ist aus dem erhaltenen Antwortschreiben 
Schnorr's 4') nicht zu ersehen, jedenfalls mochte die Freunde die 
brüderliche Antwort und begeisterte Bereitwilligkeit des neuange- 
worbenen Genossen entzücken. Ein Blick auf die schon oben be- 
sprochene wHochzeit von Cannaa aber musste ihnen sagen, dass 
Schnorr der gesuchte Künstler war, wie auch sein Naturell sich als 
ebenso passend für den ihm bestimmten Dichter erwies, als die Ideen 
des Cornelius die Wahlverwandtschaft mit der Divina Comedia und 
die des Overbeck 
haft machten. 
mit dem Dichter 
des befreiten Jerusalems 
unzweifel- 
Cornelius hatte sich entschlossen, die Gewölbdecke für das Para- 
dies zu bestimmen, und da diese zuerst in Angriff genommen werden 
musste, seine Entwürfe hiefür hergestellt. Im Einklang mit der 
Architektur dachte er sich um das ovale Mittelfeld acht Trapeze, in 
Welche er acht Ruhepunkte der himmlischen Wanderung des Dichters 
in das Reich der Planeten componirte. Von der untersten Para- 
diessphäre, dem Mondgebiete, zu welchem Dante mit Beatrice empor- 
schwebt, beginnend, gab er in den folgenden Feldern die Bewohner 
des Mercur und der Venus, die der Sonne, des Mars und Saturn, 
dann die der Sphäre der Zwillinge, worauf die Gestalten des Em- 
pyräums und zuletzt der Gründer der Kirchenordnung folgen. Im 
Mittelbilde sollte Madonna im Cherubimkranze strahlen, adorirt von 
Dante und S. Bernhard, der hier an Beatricens Stelle getreten war, 
und selbst im Anschauen der h. Dreifaltigkeit versunkentt). Dieses 
 Abgedruckt bei Förster a. a. O. I. S. 197. 
 Der Entwurf, zum T11eil in Deckfarben ausgeführt, gelangte in den Besitz 
des grossen Danteverehrers, des verstorbenen Königs von Sachsen. Im Umriss 
1'011 Eberle lithographirt und mit Text von J. Döllinger 1831'zu Leipzig erschienen.
	        
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