schafter entgegen, dessen Richtung am wenigsten geeignet war, die
Beeinflussung der Hofanschauting zu empfangen.
Erst mit dem Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt auch in
Frankreich die Malerei eine realere Grundlage, alS diC MeiStel" ÖQS
Rococo die sogenannten Galanteriemaler jenen Ton anschlugen, der
nicht blos künstlichem, hötisch-theatralischem Pathos, sondern der
Wirklichen Lebensanschauung der gebildeten Classen der Bevölkerung
entgegenkam. Während nämlich die Schule Poussinls im Grunde
nichts anderes als den französischen Ableger des abgelebten italie-
nischen Eklekticismus darstellt, dem zwar das Wesen des französi-
schen Königthums, keineswegs aber der Nation aufgepfropft war,
tritt uns in der Galanteriemalerei doch eine gewisse objektive Wahr-
heit, namentlich aber jene Originalität entgegen, welche den Werth
der Maler der Periode Ludwig XV. über jene des 17. Jahrhunderts
erhebt. Doch findet sich weder in der ganzen poussinschen Schule
noch unter den Rococomeistern auch nur ein Künstler, der dem
Vergleiche mit den hervorragenderen Niederländern gewachsen würe.
Von dem herrlichen Sonnenuntergang der Kunst an der Scheide und
dem Rheine drang nur ein fahler Schimmer in das Herz von Frank-
reich und selbst die berühmtesten Galanterienlaler stellen sich viel-
mehr schon als Irrlichter dar, welche an der Scheide von Tag und
Nacht über dem SLIIHpfDOClGU ihre Orgien zu feiern scheinen.
Während aber in den genannten vier Ländern das siebzehnte
Jahrhundert zum Theil, wie in den Niederlanden und in Spanien
einen epochemachenden Aufschwung, zum andern Theil aber, wie
in Frankreich und Italien wenigstens lebhaften Betrieb der Kunst sah,
war in Deutschland die Sonne der Kunst längst untergegangen.
Ich meine damit Deutschland im engeren Sinne mit Ausschluss der
Niederlande, welche auch faktisch schon früher, formal und definitiv
aber mit dem Westphälischen Frieden auch in den östlichen Pro-
vinzen aus dem deutschen Verbande ausgeschieden Wafßn- Auch
ist nicht zu übersehen, dass unter jenem Deutschland, Welches im
16. Jahrhundert durch einen Dürer und Holbein eine so achtens-
Werthe Stelle einnahm, nur ein Theil des GeSammÜündeS Zu Ver-
stehen sei, indem die Nordhalfte von jener Erhebung fast unberührt
geblieben war. Aber auch in dem engeren Gebiete der Thätigkeit
jener beiden Meister War ihre Richtung und damit die nationale
Kunst überhaupt schon nach wenigen Decennien wieder verdrängt.