Bedingung seiner Rückkehr machte, ihn nicht verstanden oder ver-
stehen wollen. In unerfüllter Sehnsucht nach voller Bethätigung
seiner Mission war Carstens hinübergegangen,
Die Lage der Kunst hatte sich seitdem etwas verbessert. Die
transalpinischen Künstler in Rom hatten in dem Hause der diploma-
tischen Vertreter Preussens eine Art von häuslichem Herd gewonnen.
Schon vor dem Eintreffen der Romantiker hatte sie W. v. Hum-
boldt un1 sich geschaart, und von dessen Nachfolgern zeigten sich
der 1815 nach Rom gelangte Generalconsul S. Bartholdy und seit
1816 der Gesandte Niebuhr, wie auch Bunsen lebhaft für die Pflege
der Kunst interessirt. Humboldt war schon 1808 abberufen werden,
hatte auch seinen Cirkel zu kosmopolitisch gehalten, als dass von
einer entschiedenen Förderung der nationalen Kunst hätte die Rede
sein können, denn sein und seiner trefflichen Gattin Verhältniss zu
Rauch war vielmehr ein persönliches. Bartholdy dagegen fand bereits
die deutsche Künstlergenossenschaft in vielversprechendem Aurblühen,
Cornelius an der Spitze der Schaar und überdiess im nicht blos
reifen, sondern auch ausgesprochenen Bewusstsein seiner Mission.
Hatte er doch schon einige Monate vor Bartholdy's Ankunft sein
berühmt gewordenes manifestartiges Sendschreiben an J. Görres
erlassen, in welchem er auf die Nachricht hin, dass jener einfluss-
reiche Romantiker sich am preussischen Hofe um Pension für ihn
verwendet, die Gelegenheit ergriffen, mit der Danksagung vor dem
Gönner sein Herz auszuschütten f). Mit patriotischer Begeisterung
spricht er den Wunsch aus, dass die Kunst im deutschen Vaterlande
in ihrer alten Kraft, Schönheit und Einfalt erwachte und mit dem
wiedergebornen Geist der Nation gleichen Schritt hielte. Deutschland
stehe auf einem Punkt, wo es einer solchen Kunst nicht entbehren
sollte, die ein mächtiges Organ zu manchem Tretflichen sein könnte.
Auch habe bereits eine kleine Anzahl deutscher Künstler, gleichsam
durch eine göttliche Erleuchtung von der wahren Hoheit und Gött-
lichkeit ihrer Kunst durchdrungen, angefangen die verwaehsene Bahn
zu ihrem heiligen Tempel zu reinigen. Das Häuflein harre auf eine
würdige Veranlassung und brenne vor Begierde, der Welt zu zeigen,
dass die Kunst jetzt wie einst herrlich in's Leben zu treten vermag,
wenn sie nur aufhören wolle, eine feile Dienerin üppiger Grossen,
L
3. Nov. 1814.
Abgedruckt im Archiv f.
die zeichnenden Ki
inste 1867. S.
352.