Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Viertes 
Oapitel. 
Die 
ersten 
monumentalen Leistungen 
M alerei. 
der 
deutschen 
Fast dreissig Jahre bevor Cornelius nach Italien kam, war 
Carstens zu Mantua durch den mächtigen Eindruck der Fresken des 
Giulio Romano an den Palazzo del Te so gefesselt worden, dass er 
vier lange Wochen in die Betrachtung und das Studium jener Werke 
sich versenkt, in denen er wzuin ersten Male wahre Malerei sah, die 
er ganz verstehen und fühlen konntex: S0 verwandt nun auch 
Giulids Styl dem Carstens" ist, so dürfen wir doch kaum bezweifeln, 
dass es weniger Giulio Romano, als vielmehr die damals ganz ver- 
loren gegangene monumentale Malerei war, welche sich ihm damals 
als sein Ideal und anzustrebendes Ziel offenbarte, und zu welcher 
sein ganzes noch folgendes Leben als nichts anderes denn als Vor- 
bereitung erscheint. Nur so lässt sich begreifen, wie er durch den 
langen Aufenthalt in Mantua die Möglichkeit der Fortsetzung seiner 
Reise hatte opfern und später unter Verzicht auf alle anderen Vor- 
theile und anderen künstlerischen Erwerb sich ausschliessend bemühen 
können, zur Verwirklichung seines Planes Gelegenheit zu finden. 
Dass sein Ringen in dieser Beziehung vergeblich war, haben wir 
oben gesehen, denn die Berliner Arbeiten im dlOrvilleschen Hause 
und im Schlosse waren mehr decorativer Art, und später hatte sein 
frühercrMäcen Heinitz, als der Künstler in der Reife seiner Entwick- 
lung um die Uebertragung monumentaler Arbeiten bat, ja diese zur
	        
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