Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

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Buch. 
III. 
C3P' 
Cornelius' 
Anfang, 
sich die Form bilden, welche demselben ganz und zu eigen entsprach, 
und nur demselben. Für die Riesengestalten gehörten Riesenformen, 
wie sie weder das lebende Modell noch das in den Vorbildern des 
Cinquecento ersichtliche darbieten konnten. So ging er seinen eigenen 
Weg und schuf sich seinen eigenen Sty], den man (19111 Heldenzeit- 
alter entsprechend, den Heldenstyl nennen könnte. In der Grund- 
anschauung der eines Michel Angelo verwandt, enthielt er sich jedoch 
vorerst mehr als dieser des Einflusses der lysippischen Richtung. 
Wie die deutsche Sage hünenhafter als der hellenische Mythos, so 
sollten auch seine Gestalten das Maass der hellenischen Heroen 
übersteigen. 
 Er wählte die vAnkunft der Brunhilde zu Wormsc , den xAb- 
schied Siegfrieds von Chriemhildene, xHagen Chriemhilden berückendq, 
sdie Jagdscenea, pdie Ermordung Siegfriedsz und die Mguffindung 
der Leiche Siegfriedse, wozu Entwürfe zum Auszug Siegfrieds in 
den Sachsenkrieg, zum ersten Kuss Chriemhildens, zur Blutprobe 
an Siegfrieds Leiche und zur Prophezeiung der Donaunixen kamen, 
von welchen nur eine zur Veröffentlichung kam f). Noch ungeschlacht 
in Formen, Mienen und Geberden erscheint vielleicht die Grossartig- 
keit im Empfang Brunhildens, wie auch das zweite Bild, dessen 
milder Gegenstand dem Künstler ferner lag, die Einfacheit fast bis 
zur Leere treibt, so dass das ungeduldige Gefolge Siegfrieds viel- 
leicht mehr befriedigt als die Hauptgruppe selbst; dagegen erscheint im 
dritten Hagen bereits als der verderbenbringende Dämon weit mäch- 
tiger und bedeutender als der Mephisto des Faustcyklus, vom Scheitel 
bis zum schlotternden Stiefel, an welchem sich die trefflich charak- 
terisirte Katze reibt, ganz Falschheit, Kraft und verrätherische Ent- 
schlossenheit, während Chriemhilde unvergleichlich gewandet und 
(lrapirt wie der Verräther, mit überaus holdseligem, doch angstvollem 
i) Der Auszug gegen die Sachsen in lithographischer Nachbildung im Bac- 
zynskfschen Kupferheft. Die ersten sechs Blätter mit dem herrlichen Titelbild, 
selbst wieder sechs Darstellungen: die Einhringung der gefangenen Sachsen- und 
Dänenkönige, Brunhildens Brautnacht, die Vermählung Siegfrieds und Chriem- 
hild's, Siegfrieds Ermordung, Chriemhildens Rache, der Nibelungen Nothwehr 
und EtzeFs Klage umfassend, sind mit der Widmung an Niebuhr bei Reimer 
in Berlin 1818 erschienen, und zwar gestochen von Lips und Ritter, das Titel- 
blatt von Amsler und Barth. Die 7 Originale befinden sich im StädßFSßhen 
Institut zu FrankfurL
	        
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