suchten, fast gänzlich gebrach. Die hingebendste, freudigste Ueber-
Zeugung von der Wahrheit des Dargestellten erhöhte noch den Werth
der spanischen Schöpfungen dieser Zeit und liess Gebilde entstehen,
welche unter den ersten von allen Werken des Pinsels genannt
werden müssen, wenn sie auch insgesammt von einer gewissen ein-
seitigen Begränztheit nicht werden freizusprechen sein, welche den
Ruhm _der spanischen Kunstblüthe nicht neben den der niederlän-
dischen zu stellen verstattet. Das entlegene Spanien blieb übrigens
seit es seine im 16. Jahrhundert behauptete Weltstellung eingebüsst
hatte, auch in künstlerischer Hinsicht isolirter als die übrigen bisher
genannten Kunstländer sammt Frankreich, und seine Rückwirkung
auf diese war daher so unbedeutend, dass von einer wesentlichen
Befruchtung derselben durch die spanische Schule kaum die Rede
sein kann.
Vergleicht man dagegen die niederländische Kunst des 17. Jahr-
hunderts mit der gleichzeitigen Frankreichs, so scheint sich jene
zu dieser zu verhalten wie ein Volksfest im höchsten Sinne des
Wertes zu einem Hoffest. Während dort der Künstler in freier
Selbstbestimmung jener Richtung und dem Gegenstande sich zu-
wandte, wozu ihn seine Begabung drängte, wodurch die Mannig'-
faltigkeit der niederländischen Schöpfungen wie deren Vollendung
wesentlich bedingt war, wies hier das alle Kräfte beanspruchende
absolute Königthum alles Schaffen in dieselbe Bahn, unbekümmert
darum, ob gerade hierin der Einzelne auch sein Bestes zu leisten
vermochte. Die Consequenzen davon waren, dass die Monumental-
malerei in wahrhaft erschreckender räumlicher Ausdehnung fast aus-
schliesslich gepflegt ward, dass diese einem doppelten Zwange sich
fügen musste, nämlich dem königlichen Willen wie dem Raume,
welcher geschmückt werden sollte, und dass demnach die Darstel-
lungen nur mehr in geringem Zusammenhang mit der Ueberzeugung
des Künstlers standen, und mehr zur Mache seiner Hand als seines
Herzens herabsanken: niemals gross, sondern lediglich prunkend5
leer, hohl und unwahr, statt ideal; schmeichlerisch, höfisch, statt in
Wahrheit verherrlichend. Wie eben Ludwig des XIV. Grösse auf
den Schein basirt war, so auch die Kunst seiner Zeit. Nicht unhe-
deutende Talente mussten daher unter dem Drucke jener Geschraubt-
heit untergehen, wenn sie Gelegenheit finden wollten, ihre Kunst zu
bethätigen. Als vollentwickeltes Genie tritt uns daher nur ein Land-