imponiren musste. Zwar nicht im Kloster S. Isidoro, aber nahe
daran Wohnung nehmend, und Sich der Genossenschaft entschieden
anschliessend, vermochte er auch eine Zeitlang nicht sich dem un-
mittelbarsten Einfluss des Lübeckers zu entziehen und machte Miene,
in dessen Anschauungen und Bahnen einzulenken, Schon in einem
seiner ersten Briefe in die Heimat klagt er, dass unter dem Vielen,
was in Rom an Kunstmitteln zu holen, äauch viel Verführung sei,
und zwar die feinste in Raphael selbst. In dieser liege das grösste
Gift und der wahre Empörungsgeist und Protestantismus, mehr als
er je gedacht. Man möchte blutige Thränen weinen, wenn man
sieht, dass ein Geist, der das Allerhöchste gleich jenem mächtigen
Engel am Throne Gottes geschaut, dass ein solcher Geist abtrünnig
werden konntec Die Grenze, welche die Nazarener ihrem Ideal mit
dem Beginn der raphaelischen Stanzen gezogen, erscheint also auch
hier ausgesprochen aber glücklicherweise für die Dauer nicht
festgehalten. Es war nicht die reife Ueberzeugung, die Gornelius
hier aussprach, vielmehr vorübergehende Inspiration, um nicht zu
sagen Infection. Eine Zeitlang stritten sich bei ihm die deutsche und
die kirchliche Romantik um die Oberhand, doch so, dass Cornelius
sofort erklärte, dass er den Meister des Gölner Dombildes doch noch
höher schätze als den Fiesolef). Auch huldigte er vorerst der kirch-
lichen Richtung in einigen Compositionen, ja erklärt sich selbst in
einem Briefe, der durch seinen vorherrschend religiösen ldeengang
vielfach an Overbeck's Schreibweise erinnert in den Bund der sieben
Klosterbrüder Overbeck, Pforr, Vogel, Wintergerst , Colombo aus
Venedig und Sutter (auswärtiges in Wien thätiges Mitglied), an die
Stelle des abgefallenen und ausgetretenen Hottinger aufgenommen.
Wie er aber das Kloster selbst nicht bezog, so nahm er auch bald
den einmal betretenen Weg cyklischer Darstellungen nach Dichter-
werken wieder auf, und schritt neben einigen Entwürfen zu Shake-
speare, vornehmlich zur Illustration der Nibelungen, welche bald die
ersteren wie auch die Vollendung der Faustbilder in den Hinter-
grund drängten.
Zu den Nibelungen aber hatten Dr. Schlossefs Abendvorlesungen,
L
Brief Xellefs an Barth und Mosler vom Nov. 1811. Föräter a. a. O. S. 109.
M) Brief an Mosler vom Jahr 1812. Abgedruckt in der KölniSChen Zeitung
1867. Nr. 842.