Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

imponiren musste. Zwar nicht im Kloster S. Isidoro, aber nahe 
daran Wohnung nehmend, und Sich der Genossenschaft entschieden 
anschliessend, vermochte er auch eine Zeitlang nicht sich dem un- 
mittelbarsten Einfluss des Lübeckers zu entziehen und machte Miene, 
in dessen Anschauungen und Bahnen einzulenken, Schon in einem 
seiner ersten Briefe in die Heimat klagt er, dass unter dem Vielen, 
was in Rom an Kunstmitteln zu holen, äauch viel Verführung sei, 
und zwar die feinste in Raphael selbst. In dieser liege das grösste 
Gift und der wahre Empörungsgeist und Protestantismus, mehr als 
er je gedacht. Man möchte blutige Thränen weinen, wenn man 
sieht, dass ein Geist, der das Allerhöchste gleich jenem mächtigen 
Engel am Throne Gottes geschaut, dass ein solcher Geist abtrünnig 
werden konntec Die Grenze, welche die Nazarener ihrem Ideal mit 
dem Beginn der raphaelischen Stanzen gezogen, erscheint also auch 
hier ausgesprochen  aber glücklicherweise für die Dauer nicht 
festgehalten. Es war nicht die reife Ueberzeugung, die Gornelius 
hier aussprach, vielmehr vorübergehende Inspiration, um nicht zu 
sagen Infection. Eine Zeitlang stritten sich bei ihm die deutsche und 
die kirchliche Romantik um die Oberhand, doch so, dass Cornelius 
sofort erklärte, dass er den Meister des Gölner Dombildes doch noch 
höher schätze als den Fiesolef). Auch huldigte er vorerst der kirch- 
lichen Richtung in einigen Compositionen, ja erklärt sich selbst in 
einem Briefe, der durch seinen vorherrschend religiösen ldeengang 
vielfach an Overbeck's Schreibweise erinnert  in den Bund der sieben 
Klosterbrüder Overbeck, Pforr, Vogel, Wintergerst , Colombo aus 
Venedig und Sutter (auswärtiges in Wien thätiges Mitglied), an die 
Stelle des abgefallenen und ausgetretenen Hottinger aufgenommen. 
Wie er aber das Kloster selbst nicht bezog, so nahm er auch bald 
den einmal betretenen Weg cyklischer Darstellungen nach Dichter- 
werken wieder auf, und schritt neben einigen Entwürfen zu Shake- 
speare, vornehmlich zur Illustration der Nibelungen, welche bald die 
ersteren wie auch die Vollendung der Faustbilder in den Hinter- 
grund drängten. 
Zu den Nibelungen aber hatten Dr. Schlossefs Abendvorlesungen, 
L 
 Brief Xellefs an Barth und Mosler vom Nov. 1811. Föräter a. a. O. S. 109. 
M) Brief an Mosler vom Jahr 1812. Abgedruckt in der KölniSChen Zeitung 
1867. Nr. 842. 
	        
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