der Herdefsche Gid, der G0ethe'sche Faust. Wie A. W. Schlegel
und Herder die ersteren Dichtungen dem deutschen Volke literarisch
zugänglich gemacht, so wollte er, der sich die Illustration schon
früher mit den Worten wFlemming soll denken, Du (Mosler) sollst
lenken, ich will versinnbildlichenc zum Ziel gesteckt, sie künstlerisch
verbreiten. Doch nach kurzem Schwanken entschied er sich zunächst
für Goethe's Faust, damit das erste grössere Werk, mit dem er vor
die Naüßn treten Wollte, vrein deutschen Ursprunges seie. Die ersten
Blätter, sorgfältig und zart ausgeführte Federzeichnungen, zeigen ihn
jedoch noch keineswegs in sicherem Besitz der angestrebten natio-
nalen Kunstsprache. In der Spaziergangsscene antikisirt das kosende
Paar in den ersten Entwürfen f) noch allzusehr, womit die altdeutsche
Weise an Mephisto und Martha empfindlich contrastirt, während der
erste Entwurf zu Auerbach's Keller ff), wie schon Mosler richtig
urtheilte, eine niederländische Wirthshausscene, nur härter als ein
Brouwer oder Steen, war. Mit den Umarbeitungen dieser Compo-
sitionen war aber der formale Schlüssel für die Typen gewonnen,
wobei ihn neben den Einflüssen der flandrischen und cölnischen
Meister vornehmlich die eben damals erfolgte Publication des Dürer"-
schen Gebetbuchs Maximilian I. zu München von 1515 unterstützt
haben mochten. In den zwei Jahren des Frankfurter Aufenthaltes
folgte noch FausPs erstes Begegnen mit Gretchen, Gretchen im Gebet
vor Mater dolorosa, die Walpurgisnacht und Gretchen's Ohnmacht
in der Kirchewt).
Es gibt wohl wenige Schöpfungen der neueren Kunst, die so
viele Fehler mit so grossen Vorzügen verbinden, wie diese Blätter.
In der Gartenscene sitzt u. A. des Mephisto Kopf geradezu verkehrt
auf dem Rumpfe und würde sich trefflich für den nach vorne
Sßhfeitendell Mann eignen, während doch der ganze Körper bis Zum
Halse gerade rückwärts gerichtet ist. Auerbach's Keller ist eine
Zusammenstellung der Widerwärtigsten und hölzernsten Carricaturen.
Gretchen's Gestalt in der Begegnung erscheint gewöhnlich und reizlos,
und in der unteren Hälfte um ein Drittel zu lang in der Scene vor
Im Besitz des Hrn. Inspektor Malss.
h") Im Besitz des Hrn. Prof. Cornelius in München.
was) Die unvergleichlißh Heissig und sauber in blasser Tusche ausgeführten Feder.
zeichnungen befinden sich im StädePschen Museum zu Frankfurt.