rheinische und flandrische Art denken, Welcher sich der junge Künstler
nun mit Innigkeit anschloss. Damit stellte er sich zwar auf den ihm
mit dem Overbeck'schen Kreise gemeinsamen Boden der Romantik,
im Gegensatz zu dessen Hinneigung zum italienischen Quatrocento
aber auf mehr nationalen Standpunkt.
Dieser Gegensatz wurde noch augenfälliger durch die nationale
Stoffwelt, in welche sich Cornelius seit seiner Uebersiedlung nach
Frankfurt einspann. Von der Ausschliesslichkeit, mit welcher Overbeck
sein Gebiet cultivirte, ist zwar bei ihm von vornherein keine Rede.
So ist an der vom Fürstprimas Carl v. Dalberg bestellten heiligen
Familie t) das raphaeleske Vorbild, an den Zeichnungen zu einem
Transparent für das Geburtsfest des Fürsten tt) wie an den aus der
classischen Mythologie entnommenen Entwürfen zu den Tempera-
malereien im Schmidtschen (jetzt Mumnfschen) Hause t") das
Antikenstudium unverkennbar. Nur der Entschluss, der herrschenden
akademischen Manier keine Concessionen mehr zu machen, stand in
ihm so unerschütterlich fest, dass sogar eine ihm überaus schwere
Versuchung ihn nicht demselben untreu machen konnte. Der Fürst-
primas hatte ihm nemlich ein namhaftes Stipendium zum Zwecke
weiterer Ausbildung in Rom unter der Bedingung angeboten, dass
er ihm einen Pendant zu einer wFusswaschunge von Hofmaler Kauf-
mann in dessen Art malte. Allein der Künstler wies die Zumuthung
zurück, selbst um dem seit vielen Jahren ersehnten Preis, seiner
Ueberzeugung entgegen zu treten.
Er war indess auch weit davon entfernt in einem manieristischen
Nachbilden der rheinischen Quatrocentisten das Heil zu erkennen.
Nur in der Auffassung sollten sie ihm voranleuchten und ihm gleich-
sam den Weg zur Fortsetzung einer nationalen Kunst, die nach
Dürer's Tagen durch den italienischen Einfluss unterbrochen worden
war, zeigen. Auch wollte er nicht, wenn ihm eigene Wahl vergönnt
war, seine Stoffe aus dem biblischen und Legendenkreise jener ent-
nehmen, was allerdings die Gefahr eines allzunahen Anschlusses
vermehrt hätte. Nicht die christlich-religiöse Romantik, sondern die
ritterlich-profane laeschäiftigte seine Ideen, die Tragödien Shakespeares,
Ü [m städtischen Museum zu Frankfurt Nr, 98,
H) Von 1810. Im Besitz des Hrn. Inspektors Malss in Frankfurt.
Hi) Die Malereien jetzt wieder beseitigt. Die Entwürfe bei Hrn. Inspektor Malss.