und ernster Arbeit gelungen, aus dem lang sterilen Boden den Weit-
schattenden Wunderbaum hervorzulocken, so gestaltete sich hier die
Kunst vorab im Gebiete der Malerei, welcher ja die erste Stelle unter
den bildenden Künsten der neueren Zeit gebührt, zu einem Feste,
Welches alle Schönheit vereinigte und jeder Art derselben seine Stelle
gewährte, zu einem Gelage von einer Fülle und einem Glanze, wie
es wenigstens das Reich des Pinsels niemals gesehen.
Es ist, da alle grösseren Sammlungen davon laut Zeugniss geben,
kaum nöthig die Säle der Akademie-Sammlungen zu Antwerpen und
Brüssel oder des Rijks-Museums zu Amsterdam zu durchwandern,
um sich von der Mannigfaltigkeit und Heiterkeit jenes Festabends
eine Vorstellung zu schaffen. Wenn man von jener mehr neutralen
nicht spezifisch der Malerei im engeren Sinne angehörigen monu-
mentalen Kunst absieht, wie sie in den Werken Raphaels und
Michelangelds überhaupt als die höchste Leistung der neueren Cultur
uns entgegentritt oder der vereinzelt phänomenalen Erscheinung eines
Correggio, oder der unvergleichlichen Farbentiefe eines Titian einen
Augenblick vergisst, so kann man sagen, dass man hier eine weder
vorher noch nachher erreichte künstlerische Vollendung fand, und
zwar die verschiedensten Richtungen, das gesammte Reich der Farbe
versammelt. Vom Grössten bis zum Kleinsten tritt uns überall das
vollste bis auf den Grund gehende Verständniss, gepaart mit einer
stets originalen und manierfrei bewussten Beherrschung aller Mittel
entgegen: im Figurenbild Grossartigkeit und urkräftige Bewegung bei
wahrhaft pulsirender Lebenswärme und Wahrheit des Golorits oder
magische, zauberhaft fesselnde Lichtwirkung; im Genre laackende,
die äusserste Realität mit Geist durchdringende und in gewisser
Weise idealisirende Auffassung, die alles vom tiefsten Ausdrucke bis
zur oberflächlichsten Mimik, vom beseelten Wesen bis zum niedrigsten
Geräth mit gleicher Sicherheit zu charakterisiren vermochte, ohne
selbst dem sorgfältigst durchgebildeten Werke den Stempel des müh-
sam Gemachten aufzudrücken, im Thierbild das Belausehen nicht
bles der Thierfermen, sondern auch der Thierseele, in der Land-
schaft das verstäindnissvolle Erfassen der realen Erscheinung in Ge-
stalt und Farbe mit dem tiefsten und zugleich stimmungsvollsten
Eingehen auf die Wirkungen von Licht und Luft, die uns in der
beleuchteten Wand wie in dem lueschatteten Waldinnern, in den
Wolkengebilden und Fernen wie in jeder Welle der herrlichen Marinen