übertraf er diesen auch an Reichthum seiner Phantasie, wie denn
auch die Anregung zu der genannten Gruppe Overbeck's wltalia und
Germaniak von einer schon 1808 in Wien entstandenen Zeichnung
Pforr's ausging.
Für ihn aber war um diese Zeit ansehnlicher Zuwachs und
Ersatz in Rom angelangt, welcher jedoch mit den Klosterbrüdern
in verschiedenen Zusammenhang trat. Schon ein Jahr nach Over-
beck war Cornelius nach Rom gekommen und hatte mit ersterem
einen innigen Freundschaftsbund geschlossen, jedoch ohne sich dessen
Anschauungen ganz anzuschliessen, wie im folgenden Capitel dar-
gestellt werden soll. Durch Cornelius War Wälh. Schadow, der Sohn
des Bildhauers G. Schadow, geb. 1789, der frühzeitig in Potsdam
durch Copiren alter Gemälde sich für die romantische Richtung vor-
bereitet hatte und wie Overbeck i. J. 1810 mit seinem älteren Bruder
Rudolph, dem Bildhauer, nach Rom gelangt war, dem Haupte der
Klosterbrüder zugeführt worden. Doch scheint Overbeck's moralischer
Einfluss (die beiden Söhne des Berliner Akademiedirektors wurden
mit jenem katholisch) grösser gewesen zu sein als sein künstlerischer.
Wie WV. Schadow's Phantasie, so war auch sein Formensinn schwach,
und sein Augenmerk mehr auf Farbe und Technik gerichtet. Tüchtig
im Bildniss, von welchem er seinen Ausgang genommen, war "er
unfähig, aus seiner Phantasie Bedeutendes zu schaffen und konnte
sich daher vom Modell kaum trennen. Seiner Stärke in der Modell-
arbeit aber bewusst, rügte er es an den Genossen, dass sie das
Naturstudium vernachlässigten, so dass sie, nwährend sie grosse
Compositionen zeichneten, kein gutes Porträt herstellen könntena.
Namentlich cultivirte er das Oelmalen, weil es gestatte, der warmen
natürlichen Erscheinung um einen Grad näher zu rücken, als das
kalte Fresco. Trotz der freundschaftlichen Verbindung mit Overbeck
und dessen Kreise stand ihm daher Schick künstlerisch weit näher
als die Klosterbrüder. (Vgl. S. 136.) Auch war es besonders wie
bei jenem das Porträt, womit er und zwar mit Beifall beschäftigt
ward, wenn er auch gelegentlich religiöse Werke, wie eine heilige
Fanqilie in raphaelischer Art malte. Seine Wege und die der
Nazarener mussten aber bei ihrem grundverschiedenen Wollen
immer weiter auseinandergehen, wie bei Betrachtung der Düssel-
dorfer Schule, zu deren Direktion er 1826 berufen ward, erörtert
werden soll.