die Berechtigung zu der einseitigen und abgeschlossenen Rückkehr
zu den Kunstanschauungen einer überwundenen Periode zu, so ist
nichts Weiter daran zu tadeln, wenn diese Rückkehr nicht blos
äusserlich und formal, sondern aus ganzer Seele erfolgte, auf dass
der Künstler nicht anders denke, hoffe und glaube, als er malt.
Denn die allegorische Bedeutung und Wahrheit, welche der antiken
Mythologie bis auf den heutigen Tag innewohnt und sie daher für
immer zu einem hervorragenden Gegenstande von Kunstdarstellungen
machen wird, ist den christlichen Culten keineswegs eigen und so
würden die religiösen Darstellungen aus dem Gebiete der katholischen
Anschauungen leicht zu Widerspruch und Lüge werden können,
Freilich War damit den Klosterbrüdern die Fähigkeit zu univer-
sellerer Entfaltung abgeschnitten, ihre Thätigkeit tendentiös gewor-
den, der Bruch mit dem modernen Geiste unheilbar und der
Zusammenhang mit der profanen Kunstentwicklung unseres Jahr-
hunderts zerrissen.
Die Genossenschaft der Romantiker in Rom hatte aber mittler-
weile schon einen schmerzlichen Verlust erlitten, Welcher namentlich
Overbeck sehr nahe gehen musste. Franz Pfow, als der Sohn des
sog. deutschen Wouwermans J. G. Pforr 1788 zu Frankfurt geb.,
schon" vor Overbeck seit 1805 Zögling der Wiener Akademie und
dann unzertrennlich mit diesem verbunden, war 1812 in Albano
gestorben. In seltener Weise ein feinfühlendes reiches Gemüth mit
Klarheit der Anschauungen verbindend, dabei seine künstlerischen
Ziele möglichst hoch setzend, hatte er die Entwicklung Overbeck's
moralisch wesentlich gehoben und den schüchternen Genossen zur
Entfaltung und Erprobung seiner Talente ermuthigt. Sich selbst
nicht leicht genügend und Alles vielmehr als Vorbereitung und
weitere Ausbildung seines künstlerischen Vermögens betrachtend,
beschränkte er sich fast ganz auf Skizzen und Compositionen, von
welchen später einige durch den Frankfurter Kunstverein publicirt
worden sindf). Ein Oelgemälde, Rudolph von Habsburg, der sein
Boss dem Priester schenkt"), darstellend, blieb unvollendet. Nicht
S0 eng in seinem stofflichen Horizont, wie sein berühmter Freund,
L
i) Compositionen und Handzeichnungen aus dem Nachlasse
Frkft. 1832. 1834. 1835. 12 Blätter.
w") StädePsches Museum in Frankfurt. Nr. 365.
von Franz Pforr.