durch empfindliche Starrheit und das Selbstbildniss des
Künstlers W) durch die übertriebene ascetische Magerkeit der Formen
beweisen.
Ganz den christlichen Anschauungen des Mittelalters bis zum
Cinquecento sich hingebend war es den Klosterbrüdern naheliegend,
ihre künstlerische Stellung auch durch ihre religiöse zu besiegeln und
dadurch noch mehr zu bewahrheiten. Der Madonnen- und Heiligen-
cult der vorreformatorischen Kunst passte nicht zu der modernen
Auffassung der reformirten Confessionen wie überhaupt das Princip
der Entsinnlichung des Cultes, wie es namentlich der protestantischen
Confession eigen ist, der religiösen Kunst nicht sonderlich günstig
sein konnte. Die Versenkung in's Mittelalter, der Klosteraufenthalt,
die romantische Literatur (wie Wackenroder in dieser Beziehung
dachte, ist oben dargethan worden) und der Aufenthalt in Rom, dem
Mittelpunkte des Katholicismus, wirkten zusammen, die Protestanten
unter den Klosterbrüdern unter dem Vortritt Overbeck's zur Rück-
kehr zum Katholicismus zu bestimmen. Wie ungünstig man auch
diesen Schritt beurtheilen mag, so muss man doch zugeben, dass er
nicht um materieller Vortheile willen, sondern aus Ueberzeugung
gethan ward, freilich zunächst aus künstlerischer Ueberzeugung. Es
schien ihnen damit die letzte Kluft überbrückt, welche die moderne
Anschauung von jener der älteren Kunst schied, indem es dadurch
möglich ward, sich in voller Gläubigkeit und ganzen Herzens den
gewählten religiösen Kunstidealen hinzugeben. Die Sache machte
gewaltiges Aufsehen und die vKlosterbrüdera oder wNazarenem hatten
von Kunstgenossen und anderenf") manchen Schimpf, manche allzu
unglimpfliche Verurtheilung zu erfahren, da man damals, wo nach
dem Urtheile der Mehrzahl die Kunst viel zu technisch gefasst wurde,
die Consequenz des Uebertritts, um der religiös-romantischen Richtung
in voller Ueberzeugung huldigen zu können, nicht begreifen wollte.
Gibt man aber, wozu Verfasser sich weniger entschliessen könnte,
Neue Pinakothek in München. Nr. 210.
ä") In denGallerie der Malerbildnisse in den Uffizien zu Florenz.
per Bildiiauer M. Wagner hatte seinen bezfiglichen Aeusserungen Seine
lIl effigie-Erschemung auf OVerbeclCs Composition "die Kreuztragung" unter den
Peinigern zu verdanken. (Erinnert an Biagio auf Michel-Angelds Gericht)
Goethe's Auslassung über "diese Fastenprediger mit dem Pinsel stätt mit der;
Kreuz in der Hand" ist bekannt.