ausübten, und dass sich den Genossen zuvörderst die erstere, ein-
schliesslich der umbrischen Periode Raphaels, als ihr neues Ideal
darstellte. Das Grosse, Gewaltige, wie es sich in den raphaelischen
Stanzen oder namentlich in den Fresken Michel-Angelds in der
Sixtina fmdet, lag ihren Anschauungen in dem Grade ferner, als
es sich mit der Antike verwandter und mit sinniger Religionsschtvär-
merei und christlicher Innigkeit unverträglicher erwies; ebenso die
markige Schule des Massaccio und der Florentiner überhaupt, welcher
jener transcendentale Zug weniger innewohnt. Dass jedoch Over-
beck schon von Anfang an die Bedeutung und Grösse des ihm
weniger zugänglichen Gebietes nicht verkannte, erhellt aus seinem
Urtheil über Wintergerst, dessen. michelangeleske Entwürfe der da-
maligeil Zeit er aufrichtig, wenn auch vor dessen Aufflammen und
riesenmässiger Entwicklung sentsetzte, bewutndert.
Wenn man demnach von dem präraphaelitischen Geiste spricht,
der die Klosterbrüder beherrschte, so muss der Begriff hier einge-
engt, dort ausgedehnt werden. Denn während sich einerseits die
Ideen vorzugsweise zwischen Fiesole, den Umbriern, Pinturrichio und
Francia bewegten, den Florentinern nach Masaccio aber, wie nament-
lich den Verocchids, Grillandajds und Signorellfs weniger zugewandt
waren, ward anderseits auch Raphael in seiner früheren Zeit und
namentlich in seinen Tafelmalereien, so lange ihm die scharfe Form-
bestimmtheit seiner peruginesken Schule innewohnte, wie besonders
in seinen Madonnen und heiligen Familien (Ganigiani), als eines der
wichtigsten Vorbilder betrachtet, und dazu nordische, d. h. flandrische
und Dürer'sche Technik mit Fleiss und Geschick berücksichtigt.
Nordische Formgebung und Charakteristik dagegen nur ganz aus-
nahmsweise, namentlich seit der Uebersiedlung nach Rom, da eine
Erweiterung der Kenntniss derselben kaum mehr möglich war,
wodurch die altitalienische Weise bei weitem überwiegend wurde.
Nur dieses Verhältniss konnte Overbeck im Sinne haben, wenn er
später (1820) anlässlich des Bildes Italia und Germania ü) von seinen
sich ausschliessenden (gegensätzlichen) und doch unzertrennlichen
Neigungen spricht, welche die sich die Hände reichenden Frauen-
gestalten repräsentiren sollen.
Aus dem Besitz des Hrn. Werner in Frankfurt an Kilnig Ludwig
Neue Pinakothek Nr. 149 gelangt, 11th. v. Hoff und Kauffmanm
die
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