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Buch.
CaP-
Die
Klosterbrüder
VOII
Isidoro.
wurde in trauter Genügsamkeit gemeinsam gekocht und gelebt, in
den einzelnen Zellen gemalt: es lag nahe die Genossen als die Kloster-
brüder zu bezeichnen, Wozu man doppelten Grund hatte, da auch
ihre Richtung an die KüUStanSChautmgen Wackenrodens gemahnte,
der sich selbst in seinen zwei vielgelesenen Büchern als den Kloster-
bruder bezeichnet hatte. Die Räume selbst mochten bei nahezu
zehnjährigem Aufenthalt wieder nicht ohne Einfluss gewesen sein
und die Stimmung wie Auffassung der jungen Künstler in religiöser
Beziehung gesteigert und dem frommen Malermönch von S. Marco,
Fra-Giovanni da Fiesole, genähert haben. Kurz, die religiöse Romantik
fand in S. Isidoro ihre Wiege und Pflege, sich rasch grossnährend,
da es derselben von Haus aus nicht an Kraft zum Gedeihen fehlte.
Passavant erwähnt t), dass die Genossen in Wien bei der damals
eben stattfindenden Eröffnung der kaiserlichen Gallerie ihre Aufmerk-
samkeit zunächst auf die Vorzüge einiger dort befindlichen altdeutschen
Gemälde richteten, und sich dann selbst nach diesen und altitalieni-
schen Meistern zu bilden suchten. Von dem Einflüsse der ersteren
ist nun allerdings selbst in jenen Arbeiten, die in der Wiener Zeit
vor 1810 entstanden oder Wenigstens begonnen worden sind, ver-
hältnissmässig Wenig zu verspüren, es sei denn die Vorliebe für solide
und fast überfleissige Durchbildung, die namentlich dem Haupte der
religiös-romantischen Schule, Overbeck, für sein ganzes Leben eigen
blieb. Diess zeigt schon sein erstes grösseres Werk, wder Einzug
Christi in Jerusalems , zu welchem die Zeichnung schon in Wien
entstanden ist, wenn sich auch die Vollendung in Oel bis zum
Jahre 1820 verzögertett). Nicht minder das Gemälde xChristug bei
Martha und Mariae und die Ende 1811 von der Königin Caroline
von Bayern bestellte Anbetung der Könige, beide Zwischen 181g
und 1815 ausgeführt. Von altitalienischer Kunst freilich hätte er
in Wien nur ungenügenden Aufschluss erhalten können; denn ausser
der umbrischen Schule und Fiesole stand wenig hervorragendes zu
Gebote. Es ist aber auch leicht ersichtlich, dass es diese waren,
welche einen bedeutenden, wenn nicht sogar überwiegenden Einfluss
In der obengenannten Schrift. S. 72.
m") Für Bar. v. Rumohr gemalt, aber später gegen Verdoppelung des Kauf-
preises zu Gunsten des Künstlers an Lübeck abgetreten, WO ES in der Marien-
kirclme aufgestellt ist; gest. v. O. Speckter.