Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

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Buch. 
CaP- 
Die 
Klosterbrüder 
VOII 
Isidoro. 
wurde in trauter Genügsamkeit gemeinsam gekocht und gelebt, in 
den einzelnen Zellen gemalt: es lag nahe die Genossen als die Kloster- 
brüder zu bezeichnen, Wozu man doppelten Grund hatte, da auch 
ihre Richtung an die KüUStanSChautmgen Wackenrodens gemahnte, 
der sich selbst in seinen zwei vielgelesenen Büchern als den Kloster- 
bruder bezeichnet hatte. Die Räume selbst mochten bei nahezu 
zehnjährigem Aufenthalt wieder nicht ohne Einfluss gewesen sein 
und die Stimmung wie Auffassung der jungen Künstler in religiöser 
Beziehung gesteigert und dem frommen Malermönch von S. Marco, 
Fra-Giovanni da Fiesole, genähert haben. Kurz, die religiöse Romantik 
fand in S. Isidoro ihre Wiege und Pflege, sich rasch grossnährend, 
da es derselben von Haus aus nicht an Kraft zum Gedeihen fehlte. 
Passavant erwähnt t), dass die Genossen in Wien bei der damals 
eben stattfindenden Eröffnung der kaiserlichen Gallerie ihre Aufmerk- 
samkeit zunächst auf die Vorzüge einiger dort befindlichen altdeutschen 
Gemälde richteten, und sich dann selbst nach diesen und altitalieni- 
schen Meistern zu bilden suchten. Von dem Einflüsse der ersteren 
ist nun allerdings selbst in jenen Arbeiten, die in der Wiener Zeit 
vor 1810 entstanden oder Wenigstens begonnen worden sind, ver- 
hältnissmässig Wenig zu verspüren, es sei denn die Vorliebe für solide 
und fast überfleissige Durchbildung, die namentlich dem Haupte der 
religiös-romantischen Schule, Overbeck, für sein ganzes Leben eigen 
blieb. Diess zeigt schon sein erstes grösseres Werk, wder Einzug 
Christi in Jerusalems , zu welchem die Zeichnung schon in Wien 
entstanden ist, wenn sich auch die Vollendung in Oel bis zum 
Jahre 1820 verzögertett). Nicht minder das Gemälde xChristug bei 
Martha und Mariae und die Ende 1811 von der Königin Caroline 
von Bayern bestellte Anbetung der Könige, beide Zwischen 181g 
und 1815 ausgeführt. Von altitalienischer Kunst freilich hätte er 
in Wien nur ungenügenden Aufschluss erhalten können; denn ausser 
der umbrischen Schule und Fiesole stand wenig hervorragendes zu 
Gebote. Es ist aber auch leicht ersichtlich, dass es diese waren, 
welche einen bedeutenden, wenn nicht sogar überwiegenden Einfluss 
 In der obengenannten Schrift. S. 72. 
m") Für Bar. v. Rumohr gemalt, aber später gegen Verdoppelung des Kauf- 
preises zu Gunsten des Künstlers an Lübeck abgetreten, WO ES in der Marien- 
kirclme aufgestellt ist; gest. v. O. Speckter.
	        
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