Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

Lübecker Lehrmeister Peroux, einem schwachen Mengsianer, entzogene 
Kunstjünger seine weitere Ausbildung hätte suchen sollen. Denn 
dort hatte die Romantik am frühesten Wurzel geschlagen. O. P. 
Bunge zwar, aus Wolgast gebürtig und hauptsächlich in Folge der 
Lectüre des Sternbald dem Kaufmannsstande zu Gunsten der Kunst 
abtrünnig geworden, hatte damals eben Dresden verlassen und war 
nach Hamburg übergesiedelt, wo er schon 1810, wieder zu seinem 
ersten Beruf zurückgekehrt, in einem Alter von 33 Jahren starb. 
Indess hätte die Unklarheit seiner Schöpfungen und seines ganzen 
Wesens, wie sie sich namentlich in seinen hieroglyphischen Haupt- 
werken, den vier sTageszeitena, wJahreszeitem, wLebenszeitena und 
vWBltZGltBUK verbindenden Arabeskencompositionen f), aussprach, die 
Entwicklung des jungen Genius wohl eher verwirrt als gefördert. 
Ein correctes Erfassen des romantischen Geistes zeigen auch selbst 
seine Illustrationen zu Tieck's llilinneliedernüf), oder seine Zeichnungen 
zu den Heymonskindern keineswegs, wie auch seine hinterlassenen 
Schriftenfff) beweisen, dass seine Erscheinung unter den Meistern 
der Romantik etwas Dämmerndes an sich hatte, welches allen 
bestimmten Ausdruckes entbehrte. Es schien als ob der tiefe Ein- 
druck, welchen die an den Felsen hangenden Nebel bei einer Jugend- 
reise nach Rügen auf ihn gemacht, sein ganzes Wesen ständig 
beherrscht hätte. Rein experimentell und grundsatzlos aber war 
der schon früher erwähnte Hartonamz vorgegangen, als er in seinen 
wdrei Marien am Grabea die lalastisch-classicistische Auffassung ver- 
lassen hatte. Der Landschafter C. D. Friedrich, der Begründer der 
Stimmungslandschaft, von welchem später, konnte einem Overbeck 
noch weniger nützen. Mehr hätte es vielleicht vermocht G. v. Kü- 
gelgen T), geb. 1772 zu Bacharach, ermordet 1820 bei Dresden, der 
Zwillingsbruder des als russischer Hofmaler 1832 gestorbenen Land- 
schafters Carl v. Kügelgen, welcher nach längerem Studienaufenthalt 
in Rom 1805 nach Dresden gekommen war. Denn seine Stoffe 
waren zumeist religiöse und es fehlte ihm auch nicht an wahrer 
Empfindung, an lebhaftem Sinn für Gehalt und an Originalität. 
B") Im Umriss gest. v. Darnstedt, Seiffert und E. G. Krüger; mit 
Görres. Leipzig 1808. 
"Ü Rad. v. Köbcke. Berl. 1803. 
 Zu Hanlburg bei Perthes 1840 u. 41 in 2 Bänden erschienen. 
T) F. Hasse, das Leben Gerhard v. Kügelgen. Leipz. 1824. 
Text 
VOII
	        
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