stadt zu den reichsten Städten an mittelalterlichen Kunstschätzen,
vorab im Gebiete der Architektin" und Plastik; wie wenig Boden
jedoch speziell für den Maler war, hatte, wie oben dargestellt
worden ist, Carstens gezeigt, Welcher gerade seinen fünfjährigen
Aufenthalt zu Lübeck die düsterste Periode seines Lebens nennen
mochte, so dass es wohl dessen grösstes Glück War, dass Vater
Overbeek ihm den Weg nach Berlin und Italien bahnte.
Denn eS fehlte dort gänzlich an Sammlungen, Lehrern und an
empfänglichem Sinne der Bevölkerung. Wie aber ein Funke genügt,
um da einen Brand zu erzeugen, wo dazu die Möglichkeit vorhanden,
so genügten auch die dürftigsten Eindrücke bei dem gebornen Genius,
um ihm seinen Weg in voller Klarheit zu zeigen, und es ist ganz
glaublich, dass der Anblick jenes bedeutenden älteren Bildes, dazu
später die gelegentlich gebotene Einsicht in die Zeichnungen der
Gebrüder Riepenhaziscn nach Giotto, Massaccio, Perugino u. s. w. i")
von entscheidendem Einflüsse auf ihn wurden. Zur romantischen
Richtung drängten ihn die monumentalen Eindrücke seiner Vater-
stadt, die Zeit seiner geistigen Entwicklung, der Verkehr mit älteren
Freunden, die Literatur und seine eigene Anlage. Glaubt man
doch Wackenroder oder Sternbald zu vernehmen, wenn man in einem
seiner frühesten Briefe an A. Kestner liest: vLebhaft tritt die schöne
Zeit wieder vor meine Seele, da ich Sie in Lübeck kennen lernte,
da ich gegen Sie zuerst meine Gefühle über die Kunst schüchtern
zu äussern wagte, da Sie mir zuerst, wenn wir des Abends im
Laubgang auf- und abgingen, wie ein Engel vom Himmel Worte
der Seligkeit sprachen, über Malerei und Dichtkunst, Dinge, die ich
bis dahin aus keines Menschen Munde gehört hatte, und in denen
ich doch so ganz mein eigenes Herz wiederfand Es hatte dem-
selben immer noch etwas Wichtiges gemangelt die wahre Kunst,
die ich in Lübeck vergebens gesucht hatte. Ach und ich War S0
VOÜ ÜEWOU, Kleine ganze Phantasie war ausgefüllt mit Madonnen
und Christusbildern, ich trug sie mit mir herum und hegte und
pflegte sie, aber es war nirgends Wiederklangxc
Bei solcher Disposition wäre eigentlich Dresden die zu empfeh-
lende Akademie gewesen, an welcher der seinem ungenügenden
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) Unter dem T1tel "GBSChIChtB der Malerex in Itali h
lung, Ausbildung und Vollendung" zu Stuttgart 1810 in 214: ääelnlhrer Entwmb
Reber, Kunstgeschichte. efichxenem