Ballaste, von welchem diese vorher fast erdrückt worden waren,
befreit wurden.
Es mussten sich aber schon dadurch der Verschiedenheit der
Ziele A. W. Schlegells und Wackenroder-Tiecßs entsprechend zwei
verschiedene romantische Kunstrichtungen anbahnen, von welchen
die erstere, hinsichtlich der Formgebung ungebunden, die Freiheit
liess, sich an die vollendete Kunst anzusehmiegen, während die letztere
in Auffassung und formaler Behandlung auf die Zeit vor der höchsten
Kunstblüthe verwies. Dem Stoffe nach vorwiegend profan und dem
Gebiete der germanischen und romantischen Sage und Geschichte
angehörig, war natürlich die erstere ungleich entwicklungsfähiger als
die zweite, formal gebundenere, die sich vorwiegend in dem christ-
lichen Ideen- und Bilderkreise und in der älteren und naiveren Auf-
fassung der Meister vor dem Cinquecento bewegte. Denn während
in jener die Rückkehr zum Mittelalter mehr inhaltlich und sonach
mehr geistig war, erscheint sie hier viel unmittelbarer und äusser-
licher, indem die erhaltenen Werke ihren Bann auch in Technik
und Formgebung ausübten und nicht selten schlechterdings zu imita-
torischer Haltung drängten. Daran aber hatte die Kunst vor jenen
literarischen Erscheinungen um so weniger gedacht, als jene Werke
vorher kaum beachtet, geschweige denn geschätzt und studirt worden
waren. Erst mit Anfang dieses Jahrhunderts hatte man den alten
Werken eine schützende, ergänzende und sammelnde Aufmerksamkeit
gewidmet, welche sich in dem Grade steigerte, als man in grösseren
Zusammenstellungen , wie namentlich in der von den Gebrüdern
Boisseree veranstalteten Sammlung, erst den wahren Werth zu
schätzen und diesen durch entsprechende Instandsetzung und Restau-
rirung allgemein augenfallig zu machen versucht hatte. Eine wirk-
samere Illustration zu den Schriften des Klosterbruders aber hätte
es nicht geben können, als die Ausstellung jener Sammlung, die nun
auch wahrhaft zündend wirkte. Kein Wunder, dass bald Ueber-
schätzung an die Stelle der bisherigen Geringschätzung trat, dass
man nun allgemein nach den noch zu rettenden Ueberresten des
Mittelalters strebte, um mit diesen Merkwürdigkeiten wenigstens den
Anforderungen der Decoration und des Luxus zu genügen oder sie
zum Zielpunkt des wieder inniger gewordenen Cultus zu machen,
und dass namentlich nicht blos der Maler, sondern auch der Archi-
tekt und Bildhauer sich beeilten, die gefeierte Eigenart ahzulernen