hypochondrischen Reflexionen und Phantasien verbunden hatte.
Doch hatte sich, als Tieck von der Universität Halle für ein Jahr
nach Göttingen übergesiedelt und dort sich mehr in_ das Studium
Shakespeares und Cervantes vertieft, besonders aber als er sich
wieder mit seinem Schulfreund W. H. Wackenroder zu Erlangen
vereinigt hatte (1793), sein geistiger Horizont etwas geklärt. Der
herrliche Freund, und einen treueren, hingebenderen, edleren als
Wackenroder konnte es kaum geben, stand nun wie ein guter Genius
ihm zur Seite, die Schatten verscheuchend, zu geregelter Thatigkeit
und zum Guten spornend. Damals erschloss sich den Freunden der
Sinn für die Herrlichkeit der älteren bildenden Kunst; sie sahen den
Dom zu Bamberg, pilgerten nach Nürnberg und fanden zu Pommers-
felden die erste grössere Gemäldegallerie. Die Natur der fränkischen
Schweiz und nächsten Nachbarschaft, die Ruinen der dortigen Ritter-
burgen liessen das alles verkörpert erscheinen, wovon sie bisher nur
in der Phantasie geschwärmt. Selbst das peinliche Engagement, das
Tieck bei dem alten Aufklärungshelden Nicolai als Novellenschrift-
steiler angenommen, konnte die einmal angenommene Richtung nicht
mehr zurückdrängen, die sich dann in der Marchendichtung gewaltsam
Bahn brach. Ahnung und Stimmung, Töne und Farben sind die
Elemente, auf deren Wellen sich nun die Phantasie der romantischen
Dichter in ganz lyrischer Haltung mehr schaukelt als vorwärts bewegt.
xElIl Garten mit plätschernden Springbrunnen und rauschenden
Bäumen, Musik von allen Sorten, Töne, die sich mit Farben ver-
gleichen, Sclmierzen und Thränen, die sich auf Zweifel und Sehnen
reimen, endlich bunte wunderbare Traumgestaltenß so fasst Haym
die Bestandtheile der neuen Poesie auf den engsten Raum zusammen.
Alle früheren Producte Tieclds standen jedoch mit der bildenden
Kunst in keinem Zusammenhang. Anders verhielt es sich mit drei,
1797-1799 erschienenen Werken, welche zumeist, wenn nicht der
Feder so doch den Anschauungen Wackenrodefs entsprungen sind:
sdie Herzensergiessungen eines kunstliebenden Klosterbrudersß sFranz
Sternbald's Wanderungena und vdie Phantasien über die Kunstc.
Wackenroder ist ein begeisterter Kunstfreund, der es sich zum Lebens-
geschäft machen möchte, vvor der Kunst niederzuknien und ihr die
Huldigung einer ewigen, unbegränzten Liebe darzubringenc, in der
Begeisterung für die Kunst so stark Wie Winckelmann, nur dass
nach Haym's anschaulicher Vergleichung bei dem letzteren begeisterte