hinaus war. Mehr noch als das gesellschaftliche Leben und die
Wissenschaft drängte die Kunst nach Rücksichtsnahme auf das lange
vernachlässigte gleichsam vom Geist und dem Sinn für praktische
Nützlichkeit erdrückte Gemüth. Vorab die Poesie. Herder und dann
Goethe und Schiller in ihren jüngeren Jahren in den Zeiten des Götz
und Werther und der Räuber hatten jenem Drange Ausdruck gegeben.
Goethe freilich sollte das, was er so mächtig angeregt, nicht weiter
entwickeln, indem er sein Ideal nachmals in der Antike suchte und
fand; und auch Schiller änderte später seine Richtung nach gleicher
Seite hin; aber durch sie wie durch den Philosophen Fichte war
der Impuls gegeben, dessen wachsende Wirkung sie selbst nicht mehr
zu hemmen vermochten.
Es war eine Revolution der einschneidendsten Art und wenn
auch nicht so politisch verspürbar wie die französische, so doch auf
dem Gebiete des Geistes, der Literatur und Kunst eine der merk-
Würdigsten Umwälzungen, welche die Geschichte aufzuweisen hatt").
Derjenige, welcher sie in der Poesie zuerst zum vollen Ausdruck
bringen sollte, War J. L. Tieck. Zu Berlin 1773 geboren, hatte er,
wie er selbst sagt, an Götz von Berlichingen gewissermassen das Lesen
gelernt, dann sich mit Leidenschaft an das Theater geklammert,
welches seine Seele erfüllte, und konnte, noch ehe er das Werdefsche
Gymnasium verliess, in Liebhabertheatern als vortrefflicher Schau-
spicler, in Gesellschaften als Kenner aller damals gelesenen novellisti-
schen und dramatischen Schriften, unter Freunden auch als improvi-
sirender Dichter gelten. Von seiner Thätigkeit in letzterer Eigenschaft
kam freilich nur Weniges und zwar erst später in die Presse, und
auch seine folgende literarische Thätigkeit im Dienste Rambaclfs
verdiente kaum die Vervielfältigung. Die Wirkung War aber für ihn
die, dass sich eine krankhafte Stinunung und tiefe Schatten über sein
Gemüth lagerten, deren er sein ganzes Leben lang nicht mehr gänzlich
ledig werden konnte. In dieser Stimmung war Almansur (1790),
Abdallah (1792) entstanden und sie klingt auch noch in Karl von
Berneck (1795) und namentlich in der Geschichte des W. Lovell
(1793-1796) nach, in welcher letzteren sich der Held eines fran-
zösischen Romans mit ein wenig Werther und mit Tieck's eigenen
i) R. Haym, die romantische Schule.
sehen Geistes. Berlin 1870.
Ein
Beitrag
deut-
des
Geschichte