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Buch.
CRIF
Der
Glassicismus
in
Frankreich.
hier ist dem Classicismus der Schule Wahrheit des Ausdrucks und
der Geberden, verbunden mit entsprechend wärnierem Colorit bei-
gegeben. Doch erscheinen Gerard's nachfolgende Bilder dieser Kate-
gorie geringer, von seiner vPsyche, Amors ersten Kuss empfangendc,
(1798) bis zu wDaphniS und Chloäs herab (1824)t"), in welchem
letzteren die Nacheiferung nach Girodet hinsichtlich des geschlossenen
Beleuchtungseffektes für die Leere der Darstellung keineswegs ent-
schädigt. Dafür entfaltete sich in Gerard der Meister des Porträts,
sder Maler der Könige und der König der Malerc, wie man ihn
genannt hat, der erste, der alle manieristische Behandlung von den
Zeiten Rigaud's her sammt der classicistischen Idealisirung und
Bühncnattitüde abstreifte und zu feiner, in Haupt- und Nebensache
wahrer und zeitgemässer Individualisirung zurückkehrte. Denn selbst
ein David hatte noch nicht vermocht im Bildniss sich der Fesseln
der Tradition zu entledigen, wovon vielleicht neben Napoleon auf
den Alpen nur seine Recamiertt) eine Ausnahme macht, welche
letztere freilich J. Meyer leider ohne Angabe des sicher nicht fehlen-
den gewichtigen Grundes dem Gerard zuschreibt. Nur als Porträtist
glänzte Gerard auch, wenn es galt, grosse Historienbilder von Zeit-
ereignissen darzustellen, womit ihn vier nacheinanderfolgende Regenten
Frankreichs von Napoleon bis L. Philipp beschäftigten.
Es war auch schwer in diesem Gebiete neben demjenigen
Künstler aus Davidls Schule aufzukommen, dem das gleichzeitige
Geschichtsbild fasf als Domäne zugefallen erschien, nemlich J. G.
Gras, geb. 1771 zu Paris. Durch Josephine's Protektion in das
Gefolge Bonapartes gelangt, fand er reichliche Gelegenheit, seinen
Historienbildern durch persönliche Erfahrung und Studien nach der
Natur einen hohen Grad von Realität zu verleihen und nach ver-
schiedenen Seiten hin die Banden der Classicität zu sprengen. Das
Bildniss des Eroberers, wie er die Fahne in der Hand auf der Brücke
von Arcole den Seinen voranstürmt MM), erwarb ihm die Gunst des
Siegers und die Aufmerksamkeit des Publikums und er wusste beides
durch sden Besuch Bonapartds bei den Pestkranken zu Jaffac, die
Beide im Louvre, das erstere von Godefroi, das zweite von
gestochen.
w) Im Louvre. Vorzügliche Photographie v. Braun in Dornach.
'44) Auf Befehl Bonapartds von dem Mailänder Longhi gestochen.
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