von Geschicklichkeit, davon hatten befriedigt werden können, und erst
nachdem David aus Gram über die Zurücksetzung beinahe seinem Leben
durch Selbstmord ein Ende gemacht, glückte ein letzter Versuch und
brachte ihn in seinem 28. Jahre als Stipendiat der Akademie nach Rom.
Mengs lebte und wirkte nach David's Ankunft noch vier Jahre;
allein der Einfluss des Gefeierten auf den Franzosen War gering.
David strebte vor Allen] der galanten Weise seines Vaterlandes wie
des Eklekticismus völlig loszuwerden, und suchte vielmehr nach einem
Gegensatz statt nach einer vermittelnden Brücke. Die süsse Sinn-
lichkeit seiner Landsleute war ihm ebensosehr zum Ekel, wie die
schulgemässe Schönfarberei und es war ihm daher zunächst jene
Kunst das Ideal, welche statt aller costümirten Eleganz vielmehr die
Naturwahrheit bis zur Hässlichkeit und statt der schalen Anmuth
des Colorits die Contraste von Licht und Schatten bis zur Farb-
losigkeit, aber in markiger Weise erstrebte. Es waren die Cara-
vaggisten , welche ihm imponirten, und statt der üblichen Schulpil-
gerung in die Stanzen des Raphael sass er copirend vor einem
Valentin. Seiner entschieden plastischen Anlage entsprach die Be-
tonung und Bestimmtheit der Form, wie sie sich hier aussprach,
das effektvolle Relief in Licht und Schatten so sehr, dass er vorerst
selbst zum Extrem und zur Uebertreibung sich hingezogen fühlte.
Allein die classische Umgebung verfehlte bald ihre Wirkung nicht,
sobald das erste Feuer verlodert war, und eine ruhige Ueberlegung
dem Geiste des trotzigen Widerspruches Platz gemacht. Da standen
die plastischen Schätze des Alterthums, damals eben wesentlich ver-
mehrt und durch Winckehnanns Wort in ein neues Licht gestellt
und zu neuen Ehren gehoben. Dazu wirkte der classische Boden
mit seinen glorreichen Erinnerungen, auf welche man damals in
Frankreich um so eifriger zurückzugeben pflegte, je weniger die
gleichzeitigen Zustände dem angebornen Triebe nach glorreißhell
Thaten Raum gaben. David zeichnete viel nach Antiken und sog
aus ihnen mit der durchgebildeten Form und sicheren Bestimmtheit,
wie sie fortan seine Werke charakterisiren, auch die Vürliebe für
Stoffe aus dem Gebiete der Antike. Die Ergebnisse seiner Studien
in Rom noch im Grossen zu verwerthen, fand er jedoch keine G9-
Iegenheit; ein 1779 Vollendetes Altargemälde xdie Pest des h. Rochusc
zwang ihn vielmehr schon durch den Gegenstand sich noch vielfach
in die traditionellen Fesseln zu schmiegen.