F. W. v. Erdmannsdorf u. A. auf der künstlerischen Stufe eines
Mengs und David gefunden, und mussten die ihr zu Grunde liegende
Anschauung der Antike als eine, wenn nicht verfehlte, so doch ein-
seitige und unklare schildern. Hatte man in der ersten Iwlälfte des
18. Jahrh. in der Antike blos zierliche Eleganz gesucht, so war gegen
den Schluss desselben hin der Sinn blos mehr auf das Mächtige,
ja Derbe gerichtet gewesen. Die bahnbrechende Rolle aber, wie sie
Carstens jener Periode gegenüber in Hinsicht auf Malerei, als der
Vorkämpfer eines reineren höheren Classicismus, gespielt, hatte im
Gebiete der Architektur Fried. Gilly, geb. 1771 zu Berlin als der
Sohn des Oberbaurathes D. Gilly, übernommen. Ihm waren
Langhans Quellen zu trübe, und er suchte desshalb in seinen
Entwürfen auf die hellenische Kunst in ihrer Blüthezeit zurückzu-
gehen. Auch ihm war jedoch wie seinem Zeit- und Richtungsge-
nossen Carstens nur beschieden, seiner Ueberzeugung in unausge-
führten Entwürfen oder höchstens in einigen Privatgebäuden Berlins
und der Umgebung Ausdruck zu geben; denn für monumentale
Werke war in der preussischen Hauptstadt Weder der Sinn vor-
handen noch die politische Lage geeignet. Auch Gilly's kurzes Leben
er starb schon 1800 in einem Alter von nur 29 Jahren liess
keine Frucht reifen , obgleich die Blüthen seiner Entivürfe keinen
Einsichtigen hinsichtlich der zu erwartenden in Zweifel lassen
konnten. So war es auch seine Aquarellskizze zu einem Denkmal
Friedrichs des Grossen f), welche dem jungen Schinkel, damals noch
am Gymnasium zum gratien Kloster in Berlin, seinen Weg und seine
Mission zeigte. Ebenso waren es seine Aufnahmen des Marienburger
Schlosses M) gewesen, welche Schinkefs Blick von vorne herein offen
hielten auch für die Schönheit und den Werth der romantischen
Baukunst. Diese Arbeiten hatten es dem Jüngling, der nun selbst
gegen die Einreden seiner Vormünder das Gymnasium verliess,
gezeigt, was sein wirklicher Beruf war, nemlich in Gilly's Bahnen
einzulenken. Bei der universellen Kunstbegabung Schinkßllß WüFCle
er sonst vielleicht an der Wahl unter den Künsten schwer gelitten
haben, wenn nicht daran gescheitert sein. Nun aber konnte er an
Gilly, der kleine Figuren zeichnete, Architekturstücke und Land-
ä") Von 1797.
ä") Gilly und
Jetzt im Sitzungssaal der städtische? Baudeputation.
Raabe. Schloss lälarienbxlrg, gest. v. J. F. Frick. Berlin
1799.