Vorgange wieder in ein Recht einzusetzen, das seit langem verloren
war. Denn nicht blos die Reliefplastik der Renaissance, sondern
auch die des Mittelalters, und selbst des cäsarischen Rom-kennt
vornehmlich in Compositionen, die aus mehreren Figuren bestehen,
die Grundgesetze dieses Kunstzweiges nicht und arbeitet fast durch-
gängig in malerisch und perspectivisch gedachten Conceptionen, statt
den Grundsatz der stricten Doppelbegränzung durch den Grund Wie
durch die ursprüngliche Erhebung der Platte, dieser Einspannung
der Darstellung zwischen zwei Flächen, die hergestellte des Grundes
und die ursprüngliche und mit der Arbeit verschwindende, festzu-
halten. Da es nun der Plastik an dem malerischen Hilfsmittel der
Luftperspektive fehlt, so musste durch die Vernachlässigung dieses
Grundsatzes eine unangenehme und den Eindruck der Unwahrheit,
ja Unmöglichkeit machende Häufung der Figuren entstehen, während
das griechische Relief in klarem Nebeneinander den Vorgang darzu-
stellen strebte. Auch Thorwaldsen überwand nur in allmäligem
Fortschritt diese Klippe einer fast zweitausendjährigen Ueberlieferung,
wie seine ersteren Reliefs zeigen, ja es stellt in diesem Betracht
sogar seine zweite Reliefschöpfung, wder Tanz der Musen um die
Grazienc (1804) mit der vWegführung der Briseisc (1803) verglichen
einen Rückschritt und starkes Anlehnen an Canova dar. Auch von
dem Maass und Adel, von dem xaufgewühlten Meer des Innern bei
ruhiger Oberflächee , wie es die hellenische Plastik auszeichnet, ver-
räth Thorwaldseds Achill noch keine Spur. Wie gediegen erscheinen
dagegen das gleichwohl nicht unabhänging von der Carstensschen
Composition nachmals als Gegenstück zu der Briseis ausgeführte
Relief sPriamus von Achill die Leiche Hektors erbittenda, oder
vHektors Abschiede, ferner die Amor-Idyllen, die späteren durch
zahllose Nachbildungen Weltbekannt und im vollsten Sinne des
KVortes populär gcivortienen Medaillons der wier Jahreszeitena und
xNacht und Morgem. Vor allen Reliefarbeiten geschätzt wird aber
das grosse Frieswerk des Alexanderzuges, zu welchem 1811 die
Ausschmückung des Quirinal für den Empfang Napoleons die Ver-
anlassung gab. Wohl liegt auch diesem wie die meisten Werke
des Künstlers dem Motive nach unselbständig sind in den her-
vorragenderen Theilen der unerreichbare Parthenonfries der Phi-
diasschen Werkstatt zu Grunde, und es möchte daher vielleicht die
Erinnerung daran ungerecht machen gegen die Leistung des grossen