Plastik.
Thorwaldsen.
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Verehrer dann wollten ihn auf dem Meere geboren oder in Deutscl1'-
land erzogen werden lassen, damit er entweder keinem oder unserem
Vaterlande angehöre. Gewiss ist nur, dass seine Familie aus Island
stammt, woher sein Vater Gottschalk als Bildschnitzer oder vielmehr
als Verfertiger von plastischen Schiffszierden nach Kopenhagen über-
siedelte, und Wahrscheinlich ist, dass Albert 1770 zu Kopenhagen
geboren wurde. An derselben Akademie aber, an welcher sechs
Jahre nach Thorwaldsen's Geburt Carstens seine ersten künstlerischen
Schritte machte, sog auch der talentvolle sBertelc die Milch seiner
Kunstkindheit. Ohne Zweifel werden hierin auch wie bei Carstens
die Antikenabgüsse mehr gewirkt haben als die Unterweisung seiner
Lehrer, obwohl der Bildhauer C. F. Stanley, in Italien gebildet,
den Uebergang zur Classicität zu vermitteln strebte. Die Begabung
des Kunstjüngers offenbarte sich bereits in einem Preisstücke, einem
ruhenden Amor f), der gerade in der scharfen Härte der Durchbildung
den Gegensatz gegen die traditionelle Behandlungsweise und den
Ernst seiner Auffassung recht erkennen lässt. 1793 errang er den
grossen akademischen Preis und damit die Anwartschaft auf das
römische Stipendium, dessen verzögerte Erledigung ihm jedoch noch
Gelegenheit verschaffte, in dreijährigem Studium die bis dahin sehr
lückenhafte literarische Ausbildung in der für seinen Beruf unent-
behrlichen Weise nachzuholen. Nun folgten Jahre schwerer Prü-
fungen. Fast ein volles Jahr musste er sich an den Bord des Kriegs-
schiffes Thetis gebannt sehen, welches ihn, da die Reise zu Lande
der Kriegsunruhen wegen nicht räthlich geschienen, aufgenommen,
aber auf der Fahrt um die Westhälfte von Europa lange gekreuzt
hatte; dann endlich zu Neapel den Boden Italiens betretend, bekämpfte
er mit Mühe das Heimweh, welches ihn schon unter den Flaggen
der im Hafen liegenden Schiffe das weisse Kreuz auf rothem Gründe
suchen liess, um wieder in's Vaterland zurückzukehren, und endlich
in Rom angekommen, fand er in seinem Landsmann, dem gelehrten
Zoega mehr einen Tadler als Berather. Bald erschienen diesem
seine Arbeiten zu sklavische Nachahmungen der Antike, bald zu
Originalgypsabgüsse (nach dem Modell geformt) von fast allen Werken
Thorwaldsen's im Thorwaldsenmuseum zu Kopenhagen. Nach diesen die Stiche
des Thielrfschen Kupferwerkes und die guten Photographien von Budtz Müller
ü- Cie. Bredgade in Kopenhagen. '