schiedensten Schösslinge, wenn auch zum grossen Theile unkraut-
artig, beeinträchtigend fortgewuchert hätten. Weit gründlicher und
erfolgreicher entfaltete sich der classicistische Umschwung auf jenem
Gebiete, dem Carstens bei seinem Studium nach den Meisseldenk-
mälern des Alterthums wie bei seiner hinsichtlich des Kunstgebietes
mehr neutralen Beschränkung auf die Zeichnung mindestens ebenso
nahe stand als der ltIalerei, nemlich im Gebiete der Plastik. Die
Bildnerei vermochte sich der Classicität weit unmittelbarer l1inzu-
geben als die Malerei, indem die Vorbilder formell wie gegenständlich
in absoluter Mustergiltigkeit sich darstellten, während die unmittel-
bare Benutzung der Reste antiker Malerei, die sich in der Haupt-
sache auf die mehr decorativen Handwerkerarbeiten von Hercuianum
und Pompeji, wie der griechischen und italischen Vasenmalerei be-
schränkten, einen W. Tischbein Wenig gefördert, Carstens aber kaum
angeregt hatten. War sich doch Winckelmann selbst, der zu den
Wiedererweckern der classicistischen Plastik gehörte, keineswegs klar
über das Verhältniss, in Welches sich die Malerei mit dem Alterthum
zu setzen habe. Ueberdiess waren ein Canova und Flaxmann schon
vor Garstens in der Plastik dem Geiste des Alterthums so nahe
gerückt, dass die völlige Abstreifung der Llnmittelbaren Zeittradition
und die Erreichung des Vorbildes, so weit sie dem 19. Jahrhundert
überhaupt möglich ist, mit dem nächsten Schritte gelingen musste,
sobald sich der Künstlergeist fand, der hiezu Ernst, Kraft und Be-
gnbung genug besass.
Dieser war aber in einem Dänen erschienen, in welchem sich
der Höhenpunkt des Classicislnus darstellen sollte, nemlich in Albert
Tlzomvaldsenr). Die zu Vergötterung gesteigerte Verehrung der Dänen
für den grossen Meister, liess sie seinen Stammbaum bis in ein
sagenhaftes Heldengeschlecht (den dänischen König Harald Hildetand
und den isländischen Häuptling Oluf Paa), ja selbst bis zu einem
nordischen Gott empor verfolgen, während doch kaum Ort und Zeit
seiner Geburt mit Bestimmtheit angegeben werden kann. Deutsche
ß") Nr. Brun, Etwas über Thorwaldsen. Morgenhlatt 1812 Nr. 191. fg. Abbä
Missirini, Thorwaldsen, tutte le opere con illustr. Roma 1831. J. M. T hiele, Leben
und Werke des dänischen Bildhauers Bertel Thorwaldsen. Kopenhagen und
Leipzig 1882 und 1834. H. C. Alzdersen, B. Thorwaldsen, übers. v. Reuscher.
Berl. 1845. Thiele; Thorwaldserfs Leben nach nachgelassenen Papieren des
Künstlers, ÜbC-Tiizrizt von H. Helms. Lpz. 1552.