Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

auch sonst neben den niederländischen Vorbildern im akademischen 
Unterricht. nie ganz verabsäumten älteren französischen Classicisten, 
den Poussins und Claude, lassen sich Hackert und die Afterclassicität 
der Zopfzeit in den meisten Arbeiten nicht verkennen, sowohl in 
der ohne wesentlichen Natursinn angelernten Technik und Form- 
gebtmg, wie in der süsslich lieblichen, vertriebenen und duftigen 
Farbe. Man könnte diese zumeist classisch staffirten YVerke wegen 
der künstlichen Ruhe und Geschlossenheit mit der sorgfältig durch- 
geführten und doch charakterlos uniformen Vegetation, wie sie ein 
J. Chr. Eberlein aus Göttingen, 1' daselbst 1815, durch seine 1809 
in erster Auflage erschienene Anweisung zum Landschaftzeichnen 
in weiteren Kreisen bekannt, zeigt, füglich als Baumschlagidyllen 
bezeichnen. Ueber eine gewisse ein für allemal fertige und lediglich 
auf akademischen Bänken zu lernende und fortzupflanzende Technik 
gehen diese Werke f) nicht hinaus. Beträchtlich höher Stieg J. Chr. 
Reinhartfktk) geb. 1761 bei Hof in Oberfranken, T 1847, welcher in 
Leipzig und Dresden nach der Weise der damaligen Akademien erst 
nach niederländischen Vorbildern, seit 1789 aber auf Schillers Rath 
nach Italien übersiedelnd auf Hackertischen Bahnen gewandelt war. 
Das Auftreten Carstens' und Koclrs im nächsten Jahrzehend öffnete 
ihm hinsichtlich der Leere des prosaischen Formen- und Veduten- 
krams die Augen, und nun strebte der begabte, langsam und sicher 
arbeitende Künstler neben Koch nach mehr Gehalt und Wahrheit, 
ohne sich jedoch von der angenommenen manieristisch conventio- 
nellen Formgebung im Einzelnen, die seine im Ganzen stylvolle 
Behandlung laeeinträchtigt, noch gänzlich losmachen zu können. Im 
Gegensatze zu der energischen und oft schneidend contrastirenden 
Farbe K0ch's erscheinen seine Gemälde, deren die N. Pinakothek 
zahlreiche bcsitztfk") mehr wie matt colorirte Zeichnungen, die jedoch 
niemals ohne Wohlthuende Harmonie und die seinen Zeitgenossen 
zumeist fehlende Stimmung Waren, gelegentlich durch gut gewählte 
 Man vgl. die ideale Landschaft in der N. Pinakothek zu München. 
Nr. 134a. 
M) Eingehende Biographie bei A. Andresen, die deutschen Maler-Radirer des 
19. Jahrh. Lpz. 1866. Band I. 
 Darunter sein letztes im S5. Lebensjahre ausgeführtes Werk, eine grie- 
chische Ideallaildschaft, staffirt mit der Fabel von der Eriindung des korinthischen 
Capitäls. Nr. 127. 
der 
Pinakothek 
Zll 
München.
	        
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