Holland nicht mehr in der Landschaftmalerei zu finden, tritt uns
hier in ernster Wucht entgegen. Sobald man das Auge an die
Härten und Schroffheiten, die unvermittelten Farbencontraste, die
tiefen Schatten, den Mangel an Luftperspektive und zusammenstim-
menden Lasuren gewöhnt hat, ist das Bild von überaus erfreulicher
Wirkung, wie jedes Werk, das talentvolle Selbständigkeit, redliches
Streben nach Wahrheit und gedankenvolle Gomposition auch auf
Kosten bestechenderer manieristischer Eigenschaften verräth. Die
Natur Italiens zeigte indess dem Künstler noch einen andern Weg,
welchen er nun, ohne seine der Natur zugewandte Richtung zu ver-
ändern, vorzugsweise wandelte, nemlich den der historischen Land-
schaft. Die Caraccisten, Poussin u. A., welche sich won der gedanken-
leeren Gattungskunst entfernten und sich an Ideen anschlossenc,
belehrten ihn, wie das natürliche Vorbild lediglich das Material und
Motiv zu Kunstschölafungen darbieten sollte, während der Künstler
die Aufgabe habe, aus sich selbst heraus erfinderisch zu schatfenft)
Diese Art von Landschaft liess nun auch seinem Formtalent mehr
Spielraum, welches sich in wahrhaft grossartiger Weise entwickelte.
Composition wie Zeichnung werden von überraschender Schönheit
und Charakteristik, wenn auch nicht selten von harten und con-
trastirenden Farben begleitet, die den Genuss wieder wesentlich ver-
kümmern. Seine markige Formbestimmtheit und Energie, vielmehr
plastisch als im eigentlichen Sinne malerisch, durch welche er sich
in den entschiedensten Gegensatz gegen die niederländischen Vor-
bilder seiner Stuttgarter Schule stellte, machten ihn selbst ungerecht
gegen diese wie gegen Claude und dessen Nacheiferer, vornehmlich
den Engländer Turner, dessen Nebelhaftigkeit, wie sie seinen letzteren
Werken eigen ist, ihn zu den schärfsten Verurtheilungen tieranlasste.
Die classische Landschaft entsprach aber seinem jeder Fach-
kunst ahgeneigten Sinne Lnnsomehr, als sie ihm Gelegenheit bot, sie
durch eine schtverwiriegende Staffage an die Gränze des Historien-
bildes herüberzuziehen. Sein umfassender Geist gefiel sich nemlich
in einer wohl kaum mehr vertretbaren Weise in dem Gedanken, die
Hauptgebiete der Malerei mit einander zu verbinden. wIn Gottes
Schöpfung gibt es kein Fache, war sein Grundsatz. wAus der Natur,
dem grossen ABC, mit welchem die Kunst ihre Sprache bildet, kann
Koch,
Gedanken
über
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Stral
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324.