dort entsprach jedoch dem Freiheitsideal des deutschen Jünglings,
Welcher gleichwohl als Zeugniss des Bruches mit der Vergangenheit
von Strassburg aus seinen abgeschnittenen Haarzopf an das Cura-
toriuni der Carlsschule geschickt hatte, nicht in der erwarteten WSiSS,
wesshalb er, zugleich getrieben von dem Drange nach grossartigerer
Natur, nach Basel übersiedelte und von dort aus in der Schweiz
landschaftliche Studien machte, bis ihn endlich 1795 die Anerbie-
tuugen eines Freundes vermochten, mitten im Winter die Alpen zu
überschreiten und erst ohne Aufenthalt nach Neapel und dann nach
Rom zu wandern.
Seit er Stuttgart verlassen, war die Landschaft das fast aus-
schliessende Feld seiner Thätigkeit gewesen und ist auch sein epoche-
machendes geblieben. Hatte er schon als Carlsschülei" die manieristi-
sehen Fesseln der damaligen Landschaftsmalerei, welche in zuneh-
mender Verflachung lediglich auf Imitation der Weise der Nieder-
länder abzielte, dadurch wenigstens zu lockern gesucht, dass er auf
seinen Ferienreisen nach der Natur skizzirte, so war ihm in der
Schweiz völlig klar geworden, dass die Wiederbelebung der Land-
schaftsmalerei die unbedingteste Rückkehr zur Natur und die Ver-
tiefung in ihre Sprache im Ganzen wie im Detail vor allen Stücken
erfordere. Die Schweiz hatte zwar schon früher zu einer Rückkehr
zur Natur gedrängt, jedoch die Schweizer Landschafter waren bei der
Vedute stehen geblieben (vgl. S. 75). Koch fühlte jedoch bei solch
gedankenloser Reproduction der Natur, namentlich mit schablonen-
massiger Behandlung des Details keine Befriedigung, und geisselte
wiederholt wdas der Natur abgeschriebene Vedutenartige, nicht durch
die Phantasie Belebte und Erzeugtee. Er konnte es Goethe nicht ver-
zeihen , den Vedutenmeister Hackert überschätzt und durch sdie
berühmteste Feder unserer Zeit, in andern Dingen eine gute, hier
aber nur eine berühmte Federc zu noch grösserem Rufe gebracht
zu haben. Wie Koch den Anschluss an die Natur verstand, zeigt
die grosse Alpenlandschaft mit dem Wasserfall des Schmadribaches
in der Schweiz t), wo sein Talent für Composition ebenso glänzend
hervortritt, wie seine Hingebting an die zum Theil geradezu mühe-
volle Wiedergabe des Details. Das Gepräge der Wahrheit und
der Charakteristik , seit dem Erlöschen der Landschaftsmalerei in
Pinakothek
Neue
in Müm
rhen.
131.