Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

necker's, für welches Fach der Kunst er sich ausbilden wolle, schroff 
ablenkte. Wie einst nach der Sage Giotto, so hatte er seine Knaben- 
thätigkeit auf den Matten seiner Heimat als Hirte begonnen, und 
dabei die müssigen Stunden dieses Geschäftes mit kindischen Ver- 
suchen, sich biblische Scenen und Phantasien mit Kohlenstücken und 
dem Messer zu verkörpern, ausgefüllt. Federproben seines Talentes, 
das nicht verborgen bleiben konnte, kamen dem im Lechthale firmen- 
den Weihbischof v. Umbgeldei" von Augsburg zu Gesicht und be- 
stimmten diesen, sich des Knaben anzunehmen. Vorerst freilich 
vielmehr" im Sinne der frommen Mutter, welche des geistlichen Pro- 
tektors Anschauung, dass die gezeichneten biblischen Geschichten die 
religiöse Anlage des begabten Knaben verriethen, nährte, indem 
er ihn nach Dillingen sandte, um im dortigen Seminar die Vorbildung 
zum Priesterstande zu geniessen. Da jedoch der Sinn des Knaben, 
trotz der Bemühungen des nachmaligen Bischofs Sailer, nicht die 
gewünschte Richtung nahm, und seine Neigung zur Kunst immer 
entschiedener sich aussprach, so ermöglichte es ihm sein Gönner 
nach einem kurzen Versuche der Lehre bei dem Bildhauer Ingerl in 
Augsburg, in dessen Schule auch die Künstlerfainilie Schtvanthaler 
Unterricht empfangen hatte, die Carlsschule in Stuttgart zu beziehen, 
deren Universalität anfangs dem etwas tmstäten Sinne des Knaben 
entsprach, so dass er fünf Jahre, 1787-1792, daselbst aushielt und 
es sich angelegen sein liess, in der Gesammtheit der Fächer im Ge- 
biet der Malerei, welche ausser Landschaft und Historienbild selbst 
Carieatur und Decorationsmalerei umfasste, sich auszubilden. 
Das Missvergnügen über die zuletzt fast ständige Verwendung 
seiner geschickten Hand zur Beihülfe in Theatermalerei, verbunden 
mit dem Umstande, dass er an der Schule nicht mehr "viel weiter 
zu lernen sah, vielleicht auch der in der Carlsschule durch strenges 
und zopfiges Reglement noch gesteigerte Freiheitstrieb, wie er seit 
Schillers Tagen und der Entstehung der aRtiUlJGN in denselben 
Mauern nicht mehr erloschen, vielmehr seit dem Ausbruch der fran- 
zösischen Revolution noch gewachsen war, veranlasste endlich auch 
ihn zur Flucht, auf welcher er seine Schritte zunächst nach dem ihm 
aus Ferienreisen f) bekannten Strassburg lenkte. Der Freiheitstaumel 
E. Förster, Ein Tagebuch von J. A. K( 
v. Lützow. Zeitschr. f. bild. Kunst 1874. 
1. Deutsches 
65 fg. 
m14 
S. 
Kunsthlatt 
1855.
	        
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