Volltext: Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873

mit tiefempfundenem das neben Ap0ll Sillende Mädchens mit noch 
dännnerndein die schöne Kindergruppe in der Mitte,  die 
Schaar der Panisken hinter dem Gebüsch, wäthrend noch unberührt 
ein Säugling auf der Erde sitzt und nach einer Blume greift. Zum 
Ganzen stimmt die in der Zeichnung herrliche classische Landschaft, 
die jedoch vielleicht zu detaillirt und saftlos genannt werden könnte. 
Die Technik ist beuruntlernsxtierth. Das zu gelbe Fleisch oder das 
zu vorstechende Blau der Gewänder rührt wohl zum Theil von 
nachträglicher Veränderung der Farben; die Blodellirting dagegen iSt 
überraschend vollendet, die Ausführung tiberhauiat zart und fleissig. 
Das Ganze verräth ein dem Künstler vorschwebendes Ideal, das 
zwischen Raphael und der Antike in der Mitte liegt, beides so ver- 
schmelzend, dass nur selten die Antike, wie im Apoll, über das 
raphaelische Vorbild, welches z. B. an dem ltlädchenkolaf der Kinder- 
gruppe rein entgegentritt, praponclerirt. 
Der Künstler hatte damit sein Vermögen und seine Stellung in 
der Kunst ausgesprochen, wie es ihm nachher nicht mehr vergönnt 
war. Eine zu Anfang des Jahres 1810 gemalte Leinwandskizze, 
Ariadne auf Naxos ü) darstellend, zeigt eine zu unmittelbare Herüber- 
nahme antiker Motive, und sein letztes Werk ßChPlStLIS zwischen 
Knaben- und Jünglingsaltei" im Schooss eines Engels und von drei 
anderen knieendcn Engeln adorirt, auf Wolken schlafend und im Traume 
nach dem oben erscheinenden Kreuze die Hände ausstreckendctii), 
wurde mit Recht schon dem Gegenstande nach als eine romantische 
Verirrung bezeichnet. Der Eindruck wird aber um so unerfreulicher, 
als der Körper des liegenden Heilands ebensogtit einem überaus 
gesunden Hirtenknabeii zugehören könnte, für den sich etwa, wie 
gesagt worden ist, eine Diana interessiren möchte, der jedoch aller 
religiösen Inspiration und Atiffassung bar ist. 
Es war indess wohl weniger der Einfluss der damals in Rom 
auftretenden Romantiker, was ihn zu solcher Stoffwahl führte, da 
der den Kelch segnende Christus, welcher schon 1808 ausgestellt 
war, wie auch andere dem christlichen Kreis angehörige iVerke 
ähnliche Auffassung verrathen, als der kränkelnde, von Todesahnungen 
y") Museum zu Stuttgart Nr. 251. Stich 
Taf. lII. 
34') 1m Besitze seines Sohnes Jul. Schick. 
bei Haakl] a. a. 
Jlatt. Mai 18-58. 
von A. Gnautl] 
Stich im Kunst]
	        
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