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Bu
Cap.
deutschen
Die
Classicisten.
schwistert"), so ruhig geworden, ich finde mich so in Irlarmonie mit
mir selbst, dass nichts, was nicht auf Störung meiner Liebe Bezug
hat, mich mehr ausser Fassung zu setzen im Stande wäre. Ich
kann Sagen, dass ich glücklich bin Ich habe in meiner glück-
lichen Stimmung eine Skizze gemacht, die mir auf's Aeusserste
gelungen ist. Der Gegenstand ist Apoll unter den Hirten.
Ich werde ein grosses Gemälde davon machenk Zu Ende des
Jahres 1808 war es vollendet und wurde mit mehren andern
seiner Werke, zwei Landschaften, den Humboldfschen Porträts und
einem den Kelch segnenden Christus ausgestellt. Zwei Deputationen,
eine französische und eine italienische, kamen nach der Ausstellung
zu ihm, um ihm Namens ihrer Landsleute den Preis und Kranz
zu überreichen. Der Künstler war in der That auf dem Höhepunkte
seines Ruhmes angelangt, und das herrliche Werk stellte sich unbe-
dingt als die bedeutendste Schöpfung deutscher Malerei seit mehr
als zwei Jahrhunderten dar. Der Gott sitzt, den rechten Arm auf
die Leier gestützt, recitirend auf einem Felsen, tnnringt von Zuhörern
der verschiedenen Alter und Geschlechter. Steht Apoll selbst den
classischen Vorbildern vielleicht zu nahe, so verbinden die Lauschen-
den den antiken Formenadel mit der vollkommensten Freiheit der
Erfindung und Anordnung und jener Wahrheit, die nur der innersten
Empfindung des Dargestellten durch den Künstler entspringen kann.
Die wundervoll sitzenden Gestalten des Vordergrundes, Jäger, Hirten
und Frauen verrathen in der lässig naturgemässen, ganz im Hören
aufgehenden Haltung und Composition auch nicht eine Spur jenes
gequälten Studiums, welches die Stellungen sofort als pantomimisch
gemacht erscheinen lasst; übertreffen aber trotz der naiven Conception
hinsichtlich der Gomposition wie des eurhythmisclien Linienfltlsses die
analogen Schöpfungen eines Carstens bei weitem. In wonniger Ver-
sunkenheit, für welche Wohl dein Künstler sein eigenes Glück vor-
geschwebt, schwelgt das Paar hinter dem Gott, im Gesang wie in
der Liebe. Mit mehr kritischem Verständniss lauscht der Greis,
i") 16. August 1806. Haakh. S. 219.
a") Aus Gotteüs Besitz in den des Königs v. Württemberg und in das Stutt-
garter Museum (Nr. 237) gelangt. Skizze im Besitz des Grossherzogs von Weimar.
Umrissstich von G. Bist, Lith. v. G. Schmidt, Stich von Funke im Kupfcrheft
von Raezynski.