Seite gewinne ich mehr Ideal und weit mehr Gefühl. Ich will mir
ein Modell kommen lassen, blos um das Ensemble der Figur zu
zeichnen, die Möglichkeit der Bewegung u. s. w. zu sehen, im
Uebrigen muss ich die Schönheit nach Beschaffenheit des Charakters,
den die Figur ausdrücken soll, die Natürlichkeit der Bewegung, die
keinem Modell möglich ist, und die Grazie derselben ganz selbst
hinZuthuILK Er schuf also vom Innersten heraus, wie Garstens,
vielleicht mühsamer, aber wenn auch nicht so geistestief, so doch
gemüthstiefer als jener. aDen ganzen Tag sitze ich zu Hause über
meinem neuen Gemälde und suche die inncrste Empfindung meiner
Seele zu erforschenß Daher auch der Schaffensdrang, wenn es sich
um grosse Compositionen handelte, die er sich selbst bilden konnte,
und die Carstens ganz ähnliche Abneigung gegen das Porträt, das
er gleichwohl mit so grosser Meisterschaft zu behandeln wusste, dass
ihn Zeitgenossen geradezu POFtPälILIIIQIGF nennen.
Schon nach dem Gesagten besteht grosse Verwandtschaft der
künstlerischen Grundsätze zwischen den beiden Meistern, wenn auch
kein unmittelbarer Zusammenhang nachzuweisen ist. Diese mehr
unbewusste Verwandtschaft äussert sich aber auch in Schick's
Hauptwerken. Schon im Sommer 1803 hatte er sein erstes römisches
Werk vollendet: David vor Saul leierspielendfk) Den Blick begeistert
nach oben gewendet spielt und singt der herrliche Jüngling vor dem
lauschenden Hofe. Die NVirkung ist eine sehr verschiedene. Der
auf dem Thron sitzende Saul ballt finster blickend die Linke und
lüpft mit der Rechten den Speer, während Jonathan, die Hände lose
gefaltet, das Entzücken der Freundschaft widerspiegelt. Von den
übrigen Zuhörern blickt im Hintergründe, wo eine dorische Porticus
die Aussicht in's Freie öffnet, ein sitzender Greis besorgt nach dem
Könige zurück, Natürlich zeigt dieses Bild wenigstens in formaler
Beziehung; die vorausgegangene Schule und Kunsttradition, doch
drängt sich der neue Geist bereits deutlich durch die akademische
Formgebung hindurch. Auch verräth es den Einfluss des italienischen
Cinquecento, namentlich in dem Versuche eine der Frescotechnik der
vatikanischen Vorbilder sich nähernde Wirkung zu erzielen, welcher
allerdings auch manche Ungleichheit der Behandlung und theihveise
Mattheit in Licht- und Schattengebung zur Folge hatte.
Museum
in
Stuttgart.