Schick.
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von der seines jüngeren Kunstgenossen Gottlieb Schick, geb. 1779
zu Stuttgart?) als der Sohn eines dortigen Wirihe-S- A11 der
Carlsakademie im letzten Jahre ihres Bestehens in der Schule des
tüchtigen Hetsch und des Altmeisters Dannecker, welchem letzteren
er auch in dankbarer Liebe und aufrichtiger Anerkennung bis an
seinen Tod zugethan blieb, vier Jahre lang vorgehildet, hatte auch
er als neunzehnjäihriger Jüngling sich in die DavicPsche Werkstatt
nach Paris gewandt, und dort in gleichwohl nur dreijiihrigem Auf-
enthalt tingewöhnliche Fortschritte gemacht, wie seine lebensgrosse
Eva M) zeigt. Schon hier verräth die feine Empfindung müdchen-
hafter Mischung von Scham und vorwitziger Neugierde, mit Welcher
die davidischclassische und keineswegs Aktfigur ihr Abbild im Bache
schaut, dass das gemachte Pathos der französischen Schule ihm
nicht genügte und ihm mehr Empfindung unentbehrlich schien. Er
zeigte auch in diesem Werke, während er sonst in seinen pariser
Compositionen sich an die gegebenen antik-historischen Aufgaben
hielt, dass er da, wo er sich mit ganzer Seele hingeben wollte, seiner
Phantasie freiere Bahn gewähren musste, wie denn die Eva nach
Haaklfs Notiz sich an jene Strophe aus Schubarfs Oden an Sera-
phina anlehnte:
„Dir floss das Haar
Wie Eva's Haar, als sie sich sanft belächelnd
Am Pischon stand, und mit den Rosenfingern
Die goldnen Locken käinmte."
Die treffliche technische Ausführung und Modellirung aber
beweist eine so bedeutende künstlerische Ausbeute des in Paris
Gebotene-n, dass es Unrecht wäre, sich dem eigenen Urtheile des
Künstlers anzuschliessen, welcher sogar in Rom wdas wieder vergeSßen
wollte, was er in Paris gelernte, während ihm doch dieses so gTOSSQ
Vüfthellß 61118111 Carstevns gegenüber verschaffte.
Auch erscheint es keineswegs als zweifellos, dass Sclnck den
A
4') D. F. Strauss, zur Lebensgeschichte des Malers Gottlieb Schick (1854).
(Kleine Schriften. Lpz. 1862 Nr. XI.) F. EggeTS, Gottlieb Sßhißk- Deutsches
Kunsthlatt. 1858. S. 129. fg. A. Haakh,'UeJJe1' die Historienmaler Ferd.
Hartmann und Gottlieb Schick. Vortrag in der Kunstschule zu Stuttgart 1859.
Briefe von Gottl. Schick. (Beiträge aus Württemberg zur neueren deutschen
Kunstgeschichte. Stuttg. 1863.)
i") Wallraf-Ricliartz-Museum in (iöln Nr. 942.
Re be r, Kunstgeschichte. 9