im Pinsel, sondern in der Zeichnung 1383 Zu bannen schien, dann
wandelte er seinen Lehrgang lieber an der Hand der grossen Meister,
die vom Vatican aus auf ihn wirkten, wie in der an solchen Hilfs-
mitteln weit ärmeren nordischen Hauptstadt. Um aber auch nur
diesen zu vollenden, und sich seinem Ideale Wenigstens möglichst Zu
nähern, musste er wuchern mit seiner Zeit; denn er fühlte eS und
sprach es aus, dass ihm nur noch eine kurze Spanne Lebens ver-
gönnt war, welche er nicht noch weiter durch die verhasste Brod-
arbeit, wie das in Lübeck betriebene Porträtzeichnen oder das Lehren
an einer Kunstschule zersplittern wollte. Denn
„Zeigen nur wollt' ihn der Welt das Geschick",
wie auch er der Welt die Bahn nur zeigen sollte, auf welcher die
wahre Kunst wiedergefunden werden konnte, ohne selbst ein vollen-
detes Kunstwerk hinstellen zu können, an welches sich der Ruhm
seines Namens hätte knüpfen können.
Wenn aber auch seine Bedeutung zu seinen Lebzeiten nicht in
ihrem ganzen Umfange gewürdigt worden ist, so haben doch gerade
einige hervorragende Talente unter der Kunstwelt sich ihm in be-
wundernder Verehrung eng angeschlossen und der kleine Kreis
erweiterte sich bald nach seinem Hingang beträchtlich. Wie zwei
seiner Freunde, Fernow und J. Koch, gleichsam die Kunstwissen-
schalt und die praktische Kunst reprasentirend, sich um die Ehre
stritten, dass der edle Kämpe in ihren Armen verschieden, so ward
ihm auch das Glück zu Theil, einen entsprechenden Herold seines
Wirkens in dem erstgenannten zu finden, dessen musterhafte Bio-
graphie des Künstlers für die skizzenhafte Unvollendung der Hebr-
zahl seiner Werke einigermaassen entschädigt und über deren Ent-
stehung und Intention wichtige Aufklärung gibt. Bei Betrachtung
dieser aber möge uns Fernow's Wort vor harten Urtheilen wie selbst
die eines G. Schadow, zurückhalten: wGedanke und Composiiien
waren der Abdruck seineg inneren Reighthums, die Ausführung
seiner Erfindungen dagegen war das Bild seiner äussern Armuth
und Beschränkungß